Stuttgart (epd). Schwungvoll kurvt an diesem Tag ein E-Bike-Fahrer die Rampe einer Tiefgarage im Stuttgarter Osten hinab, nimmt den Helm vom Kopf und grüßt in die Runde. Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung (EHS), kommt gerade von einem Termin in der City. Damit will der Chef der EHS auch persönlich zeigen, dass das größte diakonische Unternehmen in Baden-Württemberg auf dem Weg zur klimaschonenden Mobilität ist.
Schon 2012 hat der Pflegeheimbetreiber das "Grüne Segel" als Symbol für Umwelt- und Nachhaltigkeitsorientiertes Wirtschaften im Kontext des Pariser Klimaschutzabkommens aus der Taufe gehoben. "Für uns ist es eine diakonische Selbstverständlichkeit, die gesellschaftlichen Bemühungen um eine Begrenzung der globalen Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu unterstützen", sagt Schneider.
Der Beitrag der Heimstiftung zur Bewahrung der Schöpfung hat Schwerpunkte bei energieeffizienten Gebäuden, weniger Gefahrenstoffen und nachhaltiger Bildung. Zudem engagiert sich die EHS im Stuttgarter Bündnis der Luftreinhaltung. Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit spielen hier nicht erst seit der Fridays for Future-Bewegung eine wichtige Rolle. "So können überdies unsere Einrichtungen individuell ihren ökologischen Fußabdruck verbessern", ergänzt Martin Suchanek, Umweltreferent der EHS, die nach eigenen Angaben Arbeitgeber für 9.200 Mitarbeitende ist und 13.500 Personen unterstützt oder pflegt.
Vorreiter für ökologische Fortbewegung ist die Verwaltungszentrale, die seit zwei Jahren ihren Fuhrpark nach und nach durch teil- und vollelektrische Dienstfahrzeuge ersetzt. "Hybrid- und Elektrofahrzeuge erfüllen derzeit trotz erheblicher Bedenken am besten die ökologischen Anforderungen", sagt Suchanek. Das Thema Wasserstoff als Antrieb habe die EHS zwar im Auge, doch sei es dafür noch zu früh.
An diesem Tag lädt gerade der elektrische Nissan seine Akkus auf, flankiert von vier Benzinhybridfahrzeugen. Das Elektrofahrzeug diene vor allem für citynahe Besorgungen, die Hybridfahrzeuge eigneten sich dagegen sehr gut für Überlandfahrten bei deutlich verminderten CO2-Emissionen. "Stell dir vor, dein Arbeitgeber sorgt für gutes Klima", steht auf den fünf Autos.
Die höheren Anschaffungskosten für die Ökoautos amortisierten sich durch steuerliche Vorteile und deutlich geringere Treibstoff- oder Stromkosten, sagt Suchanek. Er verweist auf die Ankündigung der Bundesregierung, vom nächsten Jahr an die Benzin- und Dieselpreise um sieben Cent pro Liter höher zu besteuern. Und damit der Umstieg noch leichter fällt, fördert die EHS-Zentrale die Fahrt ihrer Mitarbeiter zum Arbeitsplatz mit "Voll- oder Teilstromern", gleich ob mit zwei oder vier Rädern, durch kostenfreie Ladestationen in der Tiefgarage. Außerdem stellt sie Umkleideräume für die E-Biker zur Verfügung.
Dabei hat die Verwaltungszentrale gleichsam eine Pilotfunktion für ihre 145 Einrichtungen, wo nicht nur mancher Hausmeister überzeugt sein will. "Wir laden Mitarbeiter unserer Pflegezentren und Mobilen Dienste in die Hauptverwaltung ein, unsere 'grüne Flotte' zu begutachten und auszuprobieren", berichtet Suchanek. Das Lasten-E-Bike etwa lasse sich ausgezeichnet im nahen Rosensteinpark Probe fahren.
Stuttgart habe in Sachen Radinfrastruktur noch Hausaufgaben zu machen, moniert Schneider. "Ich wohne in Stuttgart, kenne meine Radstrecken, doch wer sich nicht auskennt mit den radfreundlichen Straßen, hat es hier einfach schwer." Radwege sollten besser ausgeschildert sein und geschützt geführt werden.
Zu Terminen wie etwa im Wirtschafts- oder Sozialministerium nehme er gerne das weiße Lasten-E-Bike. Als er damit unlängst zu einem Termin im weißen Saal am Neuen Schloss vorfuhr, stahl er den Limousinen "die Show" und zog die Kameras auf sich, erinnert sich der EHS-Hauptgeschäftsführer amüsiert. Dann hängt er das Lasten-E-Bike an die Ladestation und entschwindet an seinen Arbeitsplatz.