Frankfurt a.M. (epd). Die Bundesländer haben damit begonnen, Zentren für bevorstehende Massen-Impfungen mit einem Corona-Impfstoff aufzubauen. In den meisten Ländern sollen nach einer bundesweiten Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) die Impfzentren ab Mitte Dezember einsatzbereit sein. Offen ist allerdings, ob das Serum, mit dem die Pandemie bekämpft werden soll, bis dahin bereits zugelassen und verfügbar ist. Melanie Huml (CSU), Gesundheitsministerin in Bayern, sagte der Impfbeginn "hängt von vielen Faktoren ab". Es gebe zwar vielversprechende Präparate, dies lasse hoffen, "aber auf den genauen Zeitpunkt haben wir keinen Einfluss".
Offen ist zudem, wie viele Bürger sich schnell immunisieren lassen wollen. Laut Umfragen sind in Hessen etwa zwei Drittel der Bevölkerung impfwillig. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) rechnet damit, dass in einem Zeitraum von acht bis neun Monaten die Covid-19-Impfungen erfolgt sind.
Vereinbart ist, dass der Bund den Impfstoff beschafft. Klar ist, dass die Mengen an Impfstoff zunächst bei weitem nicht ausreichen werden, um in wenigen Wochen die gesamte Bevölkerung zu impfen. Deshalb sollen die in den Impfzentren tätigen Ärzte zunächst mit dem Impfen von Risikogruppen beginnen. Das sind vor allem ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. An zweiter Stelle steht das Personal von Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Die bundesweit flächendeckend einzurichtenden Zentren haben eine Brückenfunktion. Sie sollen so lange die Massenimpfung übernehmen, bis die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland diese Aufgabe weiterführen können. Damit wird jedoch frühestens im Sommer 2021 gerechnet.
Nach der epd-Umfrage wird in der Regel pro Landkreis bzw. kreisfreier Stadt ein Impfzentrum errichtet. Ausnahmen sind Großstädte: Dort wird es mehr als ein Zentrum geben, der Berliner Senat etwa plant in der Millionenstadt sechs solcher Einrichtungen. Zusätzlich zu den stationären Zentren werden mobile Teams bewegungseingeschränkte Menschen in Betreuungseinrichtungen oder auch zu Hause aufsuchen, um sie zu impfen, hieß es.
In Niedersachsen sollen nach den Plänen des Gesundheitsministeriums bis zum 15. Dezember 60 Impfzentren einsatzbereit sein. Im Schnitt steht damit ein Impfzentrum für 150.000 Einwohner zur Verfügung. Die Rekrutierung des ärztlichen Impfpersonals wird das Land in Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung ebenso übernehmen wie die Verteilung des Impfstoffs.
In Bayern sollen bis Mitte Dezember mindestens 96 Corona-Impfzentren in allen Landkreisen und kreisfreien Städten einsatzbereit sein. Im Freistaat werden die Landkreise und kreisfreien Städte die Impfzentren in Eigenregie betreiben und sich auch um Personal kümmern. Der Betrieb oder einzelne Leistungen könnten aber auch an externe Dienstleister vergeben werden, erläuterte Ministerin Huml.
In Nordrhein-Westfalen soll es mindestens 53 Impfzentren geben - pro Kreis oder kreisfreier Stadt mindestens eins. Die Städte und Kreise müssen geeignete Räume zur Verfügung stellen und ausstatten, außerdem stellen sie nichtmedizinisches Personal wie Wachleute und Personal für die Anmeldungen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, er sei optimistisch, dass die Vorbereitungen bis Weihnachten abgeschlossen sind.
26 Landkreise und kreisfreien Städte wurden in Hessen mit einem sogenannten "Einsatzbefehl" beauftragt, bis zum 11. Dezember jeweils mindestens ein Impfzentrum zu errichten. Die Landesregierung rechnet wenige Tage später mit der Auslieferung der ersten Impfstoffe durch den Bund. Die Impfzentren sollen an sieben Tagen der Woche täglich rund 1.000 Impfungen vornehmen.
Baden-Württemberg will pro Regierungsbezirk zwei bis drei sogenannte "Zentrale Impfzentren" ab dem 15. Dezember so weit aufgebaut haben, dass Impfungen stattfinden könnten. Für sie ist eine Betriebsbereitschaft ab dem 15. Januar geplant. Mittelfristig sollen die Impfungen in den Regelstrukturen, also in den Arztpraxen, stattfinden.
Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) plant, "die organisatorische Vorbereitung im Dezember dieses Jahres abzuschließen". Wichtig sei, auch alle Risikogruppen, die keine größeren Wege mehr zurücklegen können, mit Impfstoff zu versorgen.
In Rheinland-Pfalz sollen die Impfzentren "voraussichtlich Mitte Dezember" einsatzbereit sein, wie die Landesregierung mitteilte. Die Zentren sollen eine Fläche von mindestens 600 Quadratmetern sowie barrierefreie Zugänge haben. Im Gespräch sind Messehallen und große Sporthallen.
Der Senat in Bremen strebt nach eigenen Angaben an, dass die beiden geplanten Impfzentren Mitte Dezember einsatzbereit sind. Das Zentrum in Bremen soll in der Messehalle 7 stehen, in Bremerhaven wird es in der Stadthalle eingerichtet.
Im Saarland sollen laut Gesundheitsministerium bis zum 15. Dezember drei Impfzentren in Saarbrücken, Saarlouis und Neunkirchen einsatzbereit sein. In einer ersten Phase würde es um Impfungen für Risikopatienten sowie Beschäftigte in der Altenpflege, im Gesundheitswesen sowie Polizisten und Mitarbeiter der zuständigen Ämter gehen. Die Impfkommission im Saarland plant zunächst mit 4.000 Impfungen täglich.
In Thüringen sollen die Impfzentren bis Mitte Dezember einsatzbereit sein. Nach Anlieferung des Impfstoffs wird es nach Einschätzung des Sozialministeriums noch zwei Wochen dauern, bis mit den Impfungen auch tatsächlich begonnen werden kann. In Thüringen soll nach vorheriger Terminvergabe geimpft werden.
"Wir werden bereit sein, sobald ein Covid-19-Impfstoff verfügbar ist. Bis zum 15. Dezember sollen die Strukturen stehen", sagte Heiner Garg (FDP), Gesundheitsminister in Schleswig-Holsteins dem epd. Nach seinen Angaben werden 28 Impfzentren in den Kreisen und kreisfreien Städten aufgebaut. Als Orientierungswert gilt, dass ein Impfzentrum pro rund 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern entstehen soll. Weitere Personen sollen in Krankenhäusern und über mobile Impfteams in Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen geimpft werden.
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) strebt mindestens 5.000 Impfungen pro Impftag an. Glawe sagte: "Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung. Es geht beispielsweise auch um aktive oder im Ruhestand befindliche Ärztinnen und Ärzte, Betriebsärzte und -ärztinnen, Fachkräfte im Rettungsdienst oder Studierende, die aktiv an Impfaktionen in Impfzentren mitwirken."
In Berlin werden nach Angaben des Senats sechs Impfzentren in verschiedenen Bezirken eingerichtet. Für den Betrieb der Impfzentren würden mindestens 1.000 Personen benötigt. Der Senat geht von 450.000 Impflingen aus, die zwei Mal erscheinen müssen. Sachsen plant im Kampf gegen das Coronavirus derzeit mindestens 13 Impfzentren. Die Standorte würden derzeit noch abgestimmt.
Für Hamburg wird nur ein zentrales Impfzentrum errichtet, das in der Spitze eine Kapazität von über 7.000 Impfungen pro Tag vorhalten wird. In Brandenburg ist geplant, dass bis Mitte Dezember die ersten beiden Impfzentren in Potsdam und Cottbus einsatzbereit sein sollen. Später sollen bis zu zehn Zentren im gesamten Land betrieben werden.