Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sieben Journalistinnen und Journalisten für hervorragende Texte und Sendungen mit dem Deutschen Sozialpreis 2020 gewürdigt. Die Berichterstatter scheuten sich nicht, "die Aufmerksamkeit dahin zu lenken, wo andere wegsehen", sagte Merkel am 26. Oktober in Berlin bei der Verleihung der mit jeweils 5.000 Euro dotierten Auszeichnungen.
"Wo Menschen angegriffen, ausgegrenzt, diskriminiert werden, braucht es andere Menschen, die den Blick nicht abwenden, sondern genau hinsehen", betonte Merkel. Deswegen seien die Arbeiten, die der Sozialpreis ehrt, so wichtig. Diese journalistischen Beiträge zur sozialen Wirklichkeit in Deutschland hätten "große inhaltliche Tiefe", schockierten, gingen unter die Haut, rüttelten auf, stifteten aber auch Hoffnung, sagte die Kanzlerin.
Wegen der Corona-Pandemie fand die Ehrung digital statt. Ausgelobt wird der Preis seit 1971 von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) mit finanzieller Unterstützung der Glücksspirale.
Kanzlerin Merkel dankte der Wohlfahrtspflege und allen unter deren Dach Aktiven für deren Einsatz für Hilfebedürftige. Es brauche in Deutschland nicht nur in Corona-Zeiten zwingend eine lebendige Verbändelandschaft. "Die soziale Frage gewinnt an Schärfe", betonte die Kanzerin. Paritätischer, Diakonie, Caritas und Co. seien unverzichtbar als "kritische Mahner" und zugleich als kompetente Ansprechpartner für die Politik. "Die Verbände sind eine tragende Säule des gesellschaftlichen Zusammenhaltes", sagte die Kanzlerin.
BAGFW-Vizepräsident Ulrich Lilie sagte, in einer Zeit, in der das Leben so wesentlich von der Corona-Pandemie beeinflusst werde, "ist die vorbehaltlose journalistisch hochwertige Darstellung sozialer Themen unverzichtbar". Er freue sich, dass bei der Jury wieder so viele hervorragende Beiträge eingereicht worden seien. Die Autorinnen und Autoren rückten eindrücklich soziale Probleme und aber auch gute Problemlösungen in das Blickfeld der Öffentlichkeit, die sonst vielerorts übersehen würden, sagte Diakonie-Präsident Lilie.
Die Texte, Blogs und Radio- und TV-Sendungen würden auch helfen, auf die speziellen Probleme der Wohlfahrtspflege in Zeiten der Pandemie hinzuweisen, die eine Art "Stresstest" für den funktionierenden Sozialstaat seien. Er rief die Politik auf, auch in Zukunft für eine verlässliche Finanzierung aller Aufgaben zu sorgen. Nur so könnten die Angebote der Wohlfahrtspflege "strukturelles Rückgrat" der Gesellschaft bleiben.
Verliehen wurden die Ehrungen in vier Kategorien. In der Sparte Print ging der Preis an Mareike Nieberding, die im "SZ-Magazin" den Text "Was Frauen krank macht" publiziert hat. "Ein Beitrag, den Frauen wie Männer kennen sollten und der hoffentlich weiter bewegt", urteilte die Jury.
Sieger in der Kategorie Hörfunk ist Joachim Palutzki, dessen Beitrag "Die Pop-Inklusion" im Deutschlandfunk gesendet wurde. Der Bericht aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Band "Station 17" sei "ein positiver Beitrag, der dennoch sozialkritisch ist und zeigt, was Inklusion schon immer bewegen konnte", befand die Jury.
In der Sparte Fernsehen siegten Marie Löwenstein und Julian Amershi mit ihrer Sendung "Urlaub von der Straße - Die Obdachlosenreise", die im NDR gezeigt wurde. Der Online-Preis ging an Pia Rauschenberger, Autorin von "Therapieland", einer Podcast-Serie, die im Deutschlandfunk Kultur zu hören war. Vergeben wurde zudem der Sonderpreis "30 Jahre Deutsche Einheit", den sich Jan Niklas Lorenzen und Markus Stein teilen. Ihr Beitrag "Wer beherrscht Deutschland? - Was den Osten anders macht" wurde vom MDR-Fernsehen ausgestrahlt.
Die BAGFW verleiht seit fast 50 Jahren den Deutschen Sozialpreis für herausragende Arbeiten zu sozialen Themen, der als eine der wichtigsten Ehrungen für Journalisten in Deutschland gilt. Eine unabhängige Jury ermittelte die Preisträgerinnen und Preisträger aus insgesamt 230 eingereichten Arbeiten. Themen sind die Probleme notleidender und sozial benachteiligter Menschen in Deutschland.