Düsseldorf (epd). Die Wiedereröffnung der Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen hat bislang offenbar nicht zu einer erhöhten Zahl an Neuinfektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus in der Bevölkerung geführt. Laut der am 23. Juli vorgelegten Düsseldorfer Kita-Studie lag die Häufigkeit von Neuinfektionen in Düsseldorfer Kitas während des vierwöchigen Studienzeitraum "auf dem gleichen Niveau wie für die Stadt Düsseldorf insgesamt", sagte der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, Jörg Timm. Sein Fazit: "Nach der Öffnung der Kitas im eingeschränkten Regelbetrieb ist das Infektionsgeschehen nach diesen Erkenntnissen nicht überproportional angestiegen."
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) verwies darauf, das nach den bisherigen Studienergebnissen offenbar bei Kita-Kindern kein erhöhtes Infektionsrisiko bestehe, auch wenn "das geltende Abstandsgebot in der Kindertagesbetreuung nicht eingehalten werden kann". Das Ministerium werde die Ergebnisse nun bewerten und in "die weiteren Überlegungen zum Übergang in den vollständigen Regelbetrieb einfließen lassen".
Das Institut für Virologie des Uni-Klinikums Düsseldorf hat seit Anfang Juni über 5.200 Menschen untersucht und fast 35.000 Proben analysiert. Die Proben wurden bei fast 4.000 Kindern und mehr als 1.200 Beschäftigten in 115 Düsseldorfer Kitas über einen Zeitraum von vier Wochen jeweils zweimal wöchentlich genommen. Dabei konnte nur eine Infektion bei einem Kind festgestellt werden.
Nach Angaben des Gesundheitsamtes der Stadt Düsseldorf gab es während des Studienzeitraums in den beteiligten Einrichtungen aber weitere Infektionen bei Kindern und Beschäftigten, die nicht an der Studie teilgenommen hatten. Insgesamt wurden in den beteiligten Einrichtungen im Studienzeitraum zehn Neuinfektionen beobachtet: zwei beim Personal und acht bei Kita-Kindern.
Im Studienzeitraum wurden in Düsseldorf insgesamt 501 Infektionen mit dem Coronavirus an das Gesundheitsamt gemeldet. Davon waren 32 Infektionen bei Kindern im Kindergartenalter, von denen nur die Hälfte überhaupt eine Betreuungseinrichtung besuchte. "Die Häufigkeit von Infektionen bei Kita-Kindern spiegelt am ehesten das Infektionsgeschehen in der Bevölkerung insgesamt wider", erklärte der Virologe Timm. "Hier zeigt sich in Kitas kein Unterschied zur Häufigkeit von Infektionen außerhalb von Kitas."