Bremen (epd). Die ohnehin schwierige Situation von Alleinerziehenden spitzt sich nach Beobachtungen von Experten aus Bremen durch die Corona-Krise weiter zu. "Es ist eine Mehrbelastung, die an einem sehr engen Nervenkostüm zerrt, weil Alleinerziehende tendenziell immer an der Belastungsgrenze sind", sagte die Bremer Familienberaterin Mary Dierssen in einem Podcast der Diakonie.
Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, ergänzte, betroffen sei keine kleine Randgruppe: "In Bremen und Bremerhaven sind derzeit 14.000 Menschen alleinerziehend."
Belastend seien in den zurückliegenden Wochen insbesondere der eingeschränkte Kita- und Schulbetrieb gewesen, erläutert Schierenbeck. Der Spagat zwischen der notwendigen Kinderbetreuung einerseits und der Aufgabe, den eigenen Job nicht zu gefährden, sei in der derzeitigen Lage besonders groß.
Außerdem habe sich schnell herausgestellt, dass Arbeit und Kinderbetreuung zusammen nicht funktionierten. "Homeoffice ist kein Ersatz für Kinderbetreuung", bekräftigt Schierenbeck. Deshalb sei die Ausweitung der Kita-Angebote besonders für Alleinerziehende wichtig.
Schierenbeck plädiert überdies dafür, die finanzielle Absicherung zu verbessern, da Alleinerziehende oft auf Minijobs angewiesen seien, die jetzt aber weggebrochen seien: "Minijobber haben keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld." Driessen fügt hinzu, ausgebaut werden müsse auch das Angebot an Teilzeitausbildungen. Da sei Deutschland im Vergleich etwa mit skandinavischen Ländern "noch in der Diaspora". Gesellschaftlich müsse Alleinerziehenden mehr Wertschätzung entgegengebracht werden. Verglichen mit Zwei-Eltern-Familien seien sie "immer noch die Randgruppe".
Der Podcast wurde gemeinsam von der Diakonie in Bayern und Bremen produziert. Dabei handelt es sich um die elfte Folge aus einer Serie von Beiträgen zu sozialpolitischen Themen. Die Reihe unter dem Titel "Mika" kann im Netz bei Spotify, Deezer und iTunes sowie unter www.diakonie-bremen.de/podcast verfolgt und abonniert werden.