Hannover, Bremen (epd). Die 53 Jugendherbergen in Niedersachsen und Bremen rufen angesichts der Corona-Krise erneut um Hilfe. Sie hätten durch den Leerstand seit Mitte März bereits jetzt bis zu den Sommerferien Einnahmeausfälle von mehr als 23 Millionen Euro zu verzeichnen, sagte der Geschäftsführer der Jugendherbergen im Nordwesten, Thorsten Richter, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie seien als gemeinnützige Organisationen mit Ausnahme des Kurzarbeitergeldes nicht durch die Rettungsschirme von Bund und Ländern abgesichert. "Die Politik muss hier dringend und zeitnah nachbessern."
Die Umsatzausfälle werden Richter zufolge noch deutlich steigen, weil mit weiteren Stornierungen und weniger Neubuchungen für den Sommer zu rechnen sei. Richtig dramatisch würde es, wenn die Kultusministerien der Länder das Verbot von Schulfahrten bis in den Herbst hinein verlängern würden.
Bauliche Investitionen seien sofort an allen Standorten gestoppt, alle weiteren Ausgaben auf das absolut notwendige heruntergefahren worden, betonte der Geschäftsführer. Fast alle der rund 1.200 Beschäftigten seien seit dem 1. April in Kurzarbeit. Dennoch sei der enorme Umsatzausfall nicht zu kompensieren.
In der Folge werde in diesem Jahr ein bedrohliches Liquiditätsproblem entstehen, sagte Richter: "Außerdem werden die über Jahre mühselig aufgebauten Investitionsrücklagen in dieser Krise komplett aufgezehrt und stehen für Modernisierungen nicht mehr zur Verfügung." Auch die Schließung von wirtschaftlich schwachen Standorten sei dann nicht auszuschließen.
Immerhin liefen aber mittlerweile Gespräche mit den Sozial- und Wirtschaftsministerien in Hannover und auf Bundesebene. Konkrete Ergebnisse gebe es aber noch nicht. "Grundsätzlich stellen wir aber fest, dass man das Problem in Berlin und Hannover nicht nur erkannt hat, sondern Lösungen auslotet", sagte Richter. Bürgschaften für Kredite würden allerdings kaum weiterhelfen. In einigen Jahren müssten dann die Zins- und Tilgungszahlungen zusätzlich erwirtschaftet werden. Das werde für die gemeinnützige Jugendherbergen kaum möglich sein. "Vor diesem Hintergrund helfen nur direkte staatliche Zuschüsse."