sozial-Politik

Corona-Krise

Göring-Eckardt: Sterbende müssen begleitet werden können




Katrin Göring-Eckardt 2017 auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin
epd-bild/Rolf Zöllner
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, fordert im epd-Interview, die Begleitung Sterbender auch während der Corona-Pandemie überall sicherzustellen.

"Unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen muss familiärer und begleiteter Beistand möglich sein. Wir dürfen die sterbenden Menschen nicht weiter von ihren Angehörigen und engen Vertrauten isolieren. Das Sterben kann man nicht aufschieben", sagte Göring-Eckardt dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 21. April in Berlin. Die Grünen-Politikerin appellierte an die Bundesländer und den Bund, Regelungen für ein möglichst einheitliches Vorgehen zu treffen.

Die Ermöglichung der Sterbebegleitung in Altenheimen, in Krankenhäusern oder zu Hause dulde keinen Aufschub, betonte Göring-Eckardt. "Mein Eindruck ist, das ist nicht klar geregelt." Man könne nicht bis zum 30. April warten, wenn die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder erneut über den weiteren Umgang mit den Corona-Schutzmaßnahmen beraten wollen.

Schutzkleidung ist zwingend

Eine zentrale Voraussetzung sei, dass für Angehörige und Seelsorger Schutzkleidung vorhanden sei. Das liege in den Händen der Bundesregierung, sagte Göring-Eckardt. Es reiche nicht, die beschafften Schutzmaterialien an die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Länder zu verteilen. Vielmehr müsse klar sein, dass zur Begleitung Sterbender Schutzkleidung zur Verfügung stehen müsse. Göring-Eckart sagte weiter, Krankenhäuser und Pflegeheime könnten außerdem etwa dafür sorgen, dass sterbende Menschen und ihre Begleiter in separaten Räumen zusammensein könnten, ohne mit anderen in Kontakt zu kommen. Gegenwärtig herrsche eine große Unsicherheit, ob Angehörige oder Seelsorger zu Sterbenden dürften. Zu Hause sei es zum Teil nicht möglich, weil die Seelsorger keine Schutzkleidung haben.

Einsames Sterben ist eine Katastrophe

"Es ist für die Sterbenden eine Katastrophe, und es ist für die Angehörigen eine Katastrophe, wenn sie fürchten müssen, dass ihre Familienmitglieder oder Freunde am Ende allein sterben müssen." Da helfe auch kein Bildschirm, den man bereitstelle: "Das ist etwas, das geht nur von Mensch zu Mensch", sagte Göring-Eckardt.

Die Grünen fordern, Besuchsverbote in Pflegeheimen so weit wie möglich zu verhindern. Dazu haben sie einen Sieben-Punkte-Plan vorgelegt. Göring-Eckardt sagte, dies müsse eine einheitliche Linie in allen Bundesländern sein. Nur dann könne jedes einzelne Pflegeheim entscheiden, in welcher Form es Besuche erlaube. Wenn die Heime Kontakte zulassen dürften, würden sie das auch umsetzen. Viele Pflegekräfte seien hoch motiviert, Besuche zu ermöglichen, weil sie die Not der Bewohner sähen. "Die alten Leute haben einen Durst nach Kontakten", sagte Göring Eckardt.

Bettina Markmeyer