sozial-Branche

Studie

Mangel an Pflegeschülern mit regionalen Unterschieden



Eine neue Berechnung zeigt: Die Bundesländer bilden oft noch deutlich zu wenig Nachwuchs in der Pflege aus. Das wird deutlich, wenn man die Pflegeschülerzahlen der Bundesländer in Relation zu den hochbetagten Bürgern setzt.

Eine neue Untersuchung zur Zahl Pflegeschülerinnen und -schüler in Deutschland zeigt ein sehr unterschiedliches Bild. Insbesondere Bundesländer mit einem hohen Anteil hochaltriger Menschen haben noch deutlich zu wenig Pflegeschüler, erläutert das Kuratorium Wohnen im Alter in München. Hier gebe es "noch viel Luft nach oben", wie der neue Pflegeausbildungsindex (PIX) belege.

Mit dem seit dem Jahreswechsel geltenden Pflegeberufegesetz seien mit Blick auf die generalistische Ausbildung viele Hoffnungen verbunden, hieß es. So sollen vor allem weit mehr Nachwuchskräfte für die Pflege gewonnen werden, die künftig nach ihrer Ausbildung Pflegefachfrau und Pflegefachmann heißen. Der PIX liefere Kennzahlen für Deutschland und die einzelnen Bundesländer, die das Ausmaß der Ausbildung beleuchten.

Neue Berechnungsmethode

Der erste, jetzt vorgelegte PIX präsentiert zum einen die jüngsten Zahlen der Pflegeausbildung. Im Schuljahr 2018/2019 standen insgesamt 142.446 Personen in einer dreijährigen Ausbildung in einem Pflegeberuf: 70.153 im Bereich der Altenpflege, 64.511 im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege und 7782 im Fachgebiet Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Bis 2023 – so die offizielle Zielsetzung der Bundesregierung – soll die Zahl der Auszubildenden in der Pflege um zehn Prozent gesteigert werden. Das Referenzjahr ist 2019. Insgesamt 156.691 Personen sollten dann also in einer Pflegeausbildung stehen.

Die Untersuchung geht aber noch einen Schritt weiter und stellt diese Daten in Relation zu den Einwohnern in hohem Alter. Dabei ergeben sich bemerkenswerte Befunde. So liegen die einwohnerstarken Flächenstaaten in Sachen Pflegeausbildung zwar in absoluten Zahlenwerten quantitativ an der Spitze der Länder. Setzt man diese Werte allerdings mit den Einwohnerzahlen der über 80-Jährigen in Beziehung, dann sacken diese Länder im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich ab.

Saarland führt, Hessen ist Schlusslicht

In Baden-Württemberg kommt beispielsweise auf 34 Einwohner mit einem Alter von über 80 Jahren ein Pflegeschüler, im Saarland hingegen weist die Statistik einen Wert von knapp 27 Einwohnern pro Pflegeschüler auf. Damit ist das Saarland derzeit Spitzenreiter in Sachen Pflegeausbildung, wenn man die Zahl der Pflegeschüler auf die Zahl der über 80-Jährigen bezieht.

Der arithmetische Mittelwert für Deutschland liegt bei 36 Einwohnern der Altersgruppe der über 80-Jährigen. "Es zeigt sich, dass einige Bundesländer diesen Mittelwert deutlich unterschreiten, also 'ungünstigere' Zahlen aufweisen, wie etwa Bayern, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Besonders auffällig sind die Schülerzahlen in Hessen. Mit knapp 48 Hochaltrigen je Pflegeschüler ist Hessen vorerst Schlusslicht beim Ranking der Pflegeausbildung.

Der Pflegeausbildungsindex wird jährlich von der KWA Akademie auf der Basis offizieller Daten ermittelt und in Zusammenarbeit mit dem Medienhaus Vincentz Network (Hannover) veröffentlicht. Er will der Politik helfen, gegebenenfalls weitere Schritte zur Nachwuchsgewinnung in die Wege zu leiten. Mit dem PIX stelle die KWA Akademie allen Entscheidungsträgern ein belastbares Instrument zur Verfügung, hieß es.

Dirk Baas