sozial-Politik

Baden-Württemberg

Projekt schützt ältere Strafgefangene vor "Entlassungsloch"



In einem bundesweit einmaligen Projekt hilft das Land Baden-Württemberg seit 2018 älteren Strafgefangenen nach ihrer Entlassung. Die Erfahrungen seien sehr positiv, sagte Justizminister Guido Wolf (CDU) am 24. Januar in Stuttgart in einer ersten Bilanz. In den vergangenen 22 Monaten habe man 80 Betreuungsfälle bearbeitet.

Generalstaatsanwalt Achim Brauneisen, Sprecher des Netzwerks Straffälligenhilfe in Baden-Württemberg, sagte, keine Gruppe falle in ein "so tiefes Entlassungsloch" wie ältere Gefangene. Sie seien oft lange von der Außenwelt abgeschnitten gewesen, gesellschaftliche Veränderungen wie die Digitalisierung seien an ihnen vorbeigegangen, Behörden seien ihnen fremd. Außerdem litten überdurchschnittlich viele an Krankheiten, Behinderungen, Sucht, Depressionen oder hätten noch Schulden. Sie bräuchten zum Start in die Freiheit Unterstützung.

Von den 80 im Projekt Betreuten seien 45 bereits entlassen, die Mehrheit in bedarfsgerechte Wohnungen, sagte Brauneisen. Es handele sich ausschließlich um Männer. Inzwischen seien 300.000 Euro für das Projekt ausgegeben worden, pro Fall seien das rund 3.750 Euro.

Das Netzwerk Straffälligenhilfe betreibt an den fünf Standorten Böblingen, Karlsruhe, Ludwigsburg, Offenburg und Stuttgart Koordinierungsstellen für die Betroffenen. Finanziert wird das vom Verein "Projekt Chance" getragene Angebot über die Baden-Württemberg-Stiftung (500.000 Euro) und die Lechler-Stiftung (120.000 Euro).