sozial-Politik

Bundestag

Viel Zustimmung zur Akademisierung des Hebammenberufs




Im Einsatz: Die freiberufliche Hebamme Jutta Stuckenborg (l.) zeigt der Mutter Sandra Reinelt in ihrer Wohnung in Osnabrück den richtigen Umagng mit dem Säugling. (Archivbild)
epd-bild/Detlef Heese
Hebammen sollen künftig nach dem Willen der Bundesregierung in einem dualen Studium ausgebildet werden. Unter Experten sorgt das Vorhaben meist für Zustimmung, wie in einer öffentlichen Anhörung des Bundestagsausschusses für Gesundheit deutlich wurde.

Melita Grieshop von der Evangelischen Hochschule Berlin sagte im Ausschuss, besonders begrüßenswert sei die geplante systematische Praxisanleitung sowie eine Vergütung der Auszubildenden. Zur Zukunft der Hebammenschulen sagte Grieshop, eine längere Übergangsfrist für den Systemwechsel sei nicht zielführend und begünstige Parallelstrukturen.

Die Sachverständige regte an, die Gesamtverantwortung für den Studiengang solle stärker bei den Hochschulen angesiedelt sein, sie sollten auch die praktischen Ausbildungsteile planen und koordinieren.

Dieser Ansicht ist auch der Wissenschaftsrat. Friederike Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein betonte, dass die Hochschulen zuständig für die inhaltliche wie praktische Ausgestaltung des Studiums sein sollten. "Zudem reicht es nicht aus, sich nur auf ein Bachelor-Studium zu konzentrieren, auch Master und Promotion müssten mitgedacht werden."

Verband erwartet "Erfolgsmodell"

Yvonne Bovermann vom Deutschen Hebammenverband betonte, die geplante Ausbildung könne zum "Erfolgsmodell" werden. Als Voraussetzung für eine Studiengangleitung müsse die entsprechende Lehrkraft "mindestens" einen Masterabschluss vorweisen können, mittelfristig sollten die Positionen indes nur an promovierte Hebammen vergeben werden.

Für den Deutschen Caritasverband bezeichnete Elisabeth Flix den geplanten hohen Anteil an Praxisanleitung als "besonders positiv". Mit 25 Prozent sei dieser "geradezu vorbildlich". Bei den bisher geplanten insgesamt 4.600 Stunden für das Studium, von denen 3.000 berufspraktisch und 1.600 theoretisch sein sollen, solle hingegen nachgebessert werden. Der akademische Anteil sei "nicht angemessen", sagte Flix.

Skeptisch bezüglich einer Akademisierung des Hebammenberufs ist dagegen der GKV Spitzenverband. So sagte Stefan Weiß, aus Untersuchungen wisse man, dass etwa in Bayern rund ein Drittel der Hebammen die Zugangsvoraussetzungen für ein Studium nicht erfüllten. Es bestehe die Gefahr, dass akademisch qualifizierte Hebammen sich künftig auf die Geburtshilfe konzentrieren könnten und eine Lücke bei der Wochenbettbetreuung entstehe.

Neuen Ausbildungsberuf vorgeschlagen

Daher schlage sein Verband einen Ausbildungsberuf der "Mütterpflegekraft" vor. Eine Kostenersparnis für die gesetzlichen Krankenkasse stehe nicht zu erwarten, stellte Weiß klar. Bei einer Finanzierung der Hebammenausbildung im Hochschulstudium würden die Versicherten für versicherungsfremde Leistungen bezahlen müssen.

Frank Louwen von der Uniklinik Frankfurt am Main warb ebenfalls für "eine Akademisierung mit Augenmaß". Man dürfe den Schülerinnen nicht den Weg an die Schulen versperren. Aktuell gebe es 16 Studiengänge, die ganz unterschiedlich verteilt seien - in fünf Bundesländern etwa gebe es keine Möglichkeit für dieses Studium. "Es spricht nichts dagegen, dass eine Hebamme mit 40.000 Praxisstunden in ein weiterführendes Studium geht. Diese Möglichkeit gibt der Gesetzentwurf aber nicht her."

Für die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft sagte Nicola Bauer dagegen, die Hebammenschulen seien künftig "überflüssig", . Zudem sei ihre Finanzierung über 2026 hinaus unklar. "Es ist sinnvoll, wenn die Lehrerinnen dieser Schulen an die Hochschulen gehen." Ihr Verband halte zudem ein siebensemestriges Studium für sinnvoll.

Dirk Baas