sozial-Politik

Kinder

Studie: Kita-Besuch hängt vom sozialen Hintergrund ab



Der Besuch einer Kindertagesstätte hängt nach einer Studie weiter stark vom sozialen Hintergrund des Elternhauses ab. Daran haben weder der massive Ausbau des Angebots an Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren in den vergangenen zehn Jahren noch der seit 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind ab dem zweiten Lebensjahr etwas geändert, wie aus einer am 19. September in Berlin vorgelegten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. "Die Politik sollte verstärkt Maßnahmen ergreifen, damit nicht nur bestimmte, sondern alle Gruppen vom Kita-Ausbau profitieren", sagte C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW.

Insbesondere Kinder unter drei Jahren, deren Eltern beide einen Migrationshintergrund haben, seien in Kitas stark unterrepräsentiert. Am stärksten wirkt sich der Studie zufolge die Erwerbstätigkeit der Eltern auf die Nutzung der Kitas aus: Sind beide Elternteile berufstätig, werden 71 Prozent der Kinder in einer Kita betreut. Sind beide Elternteile oder ein Elternteil nicht berufstätig, liegt der Anteil bei etwas mehr als 20 Prozent.

Vom Ausbau der Betreuung von Kindern ab drei Jahren profitierten einkommensstärkere Haushalte deutlich mehr als ärmere Familien. Ging im Jahr 2003 fast jedes dritte Kind ab drei Jahren aus Haushalten unter der Armutsgrenze ganztags in eine Kita (gut 31 Prozent), waren es in dieser Gruppe im Jahr 2015 gut 41 Prozent. Familien, die über der Armutsgrenze lagen, nutzen den massiven Kita-Ausbau ungleich stärker: Hier geht heute jedes zweite Kind in die Kita (49 Prozent), 2003 war es nicht einmal jedes vierte Kind (23 Prozent).

"Die Ergebnisse sind insofern bedenkenswert, als Studien zeigen, dass insbesondere Kinder aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien von einem Kita-Besuch besonders profitieren", sagte DIW-Forscherin Spieß. Sie forderte deshalb die Politik auf, dafür zu sorgen, dass nicht nur bestimmte, sondern alle Gruppen vom Kita-Ausbau profitieren. "Manchmal scheitert es vermutlich schon daran, dass Familien gar nichts von ihrem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz wissen."



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