sozial-Branche

Gewalt

Pflegekräfte vermissen nach Übergriffen Hilfe vom Arbeitgeber



Pflegekräfte, die Opfer von Übergriffen durch Patienten werden, erfahren im Anschluss oft keine Unterstützung durch ihre Arbeitgeber. Gewalt in der Pflege sei ein "bekanntes und verbreitetes Phänomen", sagte der Kölner Pflegewissenschafter Daniel Tucman am 17. April beim "Pflegetag Rheinland-Pfalz" in Mainz. In der Hälfte aller Kliniken und Pflegeeinrichtungen fehlten jedoch Ansprechpartner, an die sich Gewaltopfer wenden können, berichtete er aus einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung.

Intensive Unterstützung für die Betroffenen gebe es noch seltener: "In zehn Fällen, in denen eine Pflegekraft angegriffen wird, hat einmal jemand Interesse, dass das aufgearbeitet wird." Die rheinland-pfälzische Landespflegekammer hatte Gewalt von und gegen Pflegekräfte als Schwerpunktthema des von ihr veranstalteten Kongresses ausgewählt. Rund 1.400 Pflegekräfte, Behördenvertreter und Politiker waren dazu in die Mainzer Rheingoldhalle gekommen.

Der Pflegeforscher Tucman stellte eine Untersuchung vor, bei der sein Institut die Erfahrungen von rund 400 Pflegekräften ausgewertet hatte. Rund 14 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, häufig selbst Opfer von Übergriffen zu werden. Zwölf Prozent erklärten außerdem, in ihren Einrichtungen komme es "sehr häufig oder eher häufig" zu Gewalt gegen Patienten. Nur jede dritte Pflegefachkraft gab an, dass das Thema Gewalt in der Pflege während der eigenen Ausbildung Thema gewesen sei.

Der Frankfurter Medizinrechts-Professor Thomas Schlegel erklärte, es gebe einen Zusammenhang zwischen Überlastung und schlechter Personalausstattung und Fällen von Gewalt in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die Betreiber müssten ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern besser nachkommen. "Aggression ist der Kontrapunkt zum Burn-out."


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