sozial-Politik

Umfrage

Mehr Bürger haben eine Patientenverfügung




Eine Patientenverfügung sorgt im Ernstfall für Klarheit über die Behandlung.
epd-bild/Hanno Gutmann
Das Interesse an Patientenverfügungen wächst. Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband fordert eine bessere Information. In einer aktuellen Umfrage des Verbands wissen nur 18 Prozent der Befragten, dass Palliativ- und Hospizangebote kostenlos sind.

In Deutschland verfassen immer mehr Menschen eine Patientenverfügung. Laut einer Umfrage des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands unter 1015 Deutschen ab 18 Jahren haben rund 43 Prozent der Bürger eine Regelung zur medizinischen Versorgung für den Fall getroffen, dass sie sich selbst nicht mehr äußern können. Bei einer ersten Umfrage 2012 waren es nur 26 Prozent, wie der Verband am 6. Oktober in Berlin mitteilte. Weitere 32 Prozent haben schon einmal ernsthaft über eine Verfügung nachgedacht.

Für Geschäftsführer Benno Bolze ist dies Indiz, dass sich die Menschen heute intensiver mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Dies sei auch eine Folge der gesetzlichen Regelung zu Patientenverfügungen im Jahr 2009. Dem gestiegenen Wunsch nach Information müsse nun ein Ausbau von Beratungsangeboten zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht folgen.

Mehr Bürger würden im Hospiz sterben wollen

Unter den Befragten, die sich mit ihrem Sterben auseinandergesetzt hatten, mochten 27 Prozent dem Tod in einem Hospiz entgegensehen. 2012 waren dies nur 18 Prozent. Der Anstieg verweist laut Hospizverband auf die bessere Bekanntheit von stationären Hospiz- und Palliativangeboten. Dennoch will weiter eine Mehrheit von 58 Prozent zu Hause zu sterben, nur vier Prozent wünschen sich, in einem Krankenhaus zu sterben. Gleichzeitig hat fast die Hälfte der Befragten Angehörige, die in einem Krankenhaus gestorben sind.

Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband sieht darin einen Auftrag an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, die ambulante Versorgung auszuweiten. Andererseits gebe es eine wachsende Zahl im Alter alleinlebender Menschen, die sich in Einrichtungen der Sterbebegleitung besser aufgehoben fühlten. Der Hospiz- und Palliativverband fordert daher, ambulante Versorgungsstrukturen auszubauen und Pflegeeinrichtungen für die Sterbebegleitung besser aufzustellen, etwa durch Personal-Weiterbildungen und Kooperationen mit ambulanten Hospizdiensten und Palliativärzten.

"Informationsdefizit besteht weiter"

Trotz einer zuletzt intensiven Debatte über das Gesetz gegen organisierte Selbsttötung beklagen 56 Prozent der Befragten, das Thema Sterben werde immer noch zu selten angesprochen. Der Hospiz- und Palliativverband verweist darauf, dass die Mehrheit entweder nicht wissen, was Palliativmedizin ist oder den Begriff noch nie gehört haben. Nur 18 Prozent der Befragten wüssten, dass Palliativ- und Hospizdienste für Sterbende kostenlos seien.

"Es besteht weiterhin ein Informationsdefizit zu den Möglichkeiten hospizlicher und palliativer Versorgung", kommentierte Hospiz- und Palliativverbands-Geschäftsführer Bolze die Umfrageergebnisse. Politiker und Verantwortliche im Gesundheitswesen müssten dringend handeln. Der Palliativ- und Hospizverband regt eine bundesweite Informationskampagne an, die nach den Vorbildern der für Impfen und Organspende gestaltet werden könne. Darin sollten auch die Hausärzte einbezogen werden. Diese sind der Umfrage zufolge die mit Abstand die Hauptansprechpartner, wenn Angehörige oder Betroffene einen Hospizplatz suchten.

Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband vertritt die Interessen von rund 1.100 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen in Deutschland mit rund 100.000 ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Mitarbeitern.

Christina Denz, Jonas Krumbein

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