Ausgabe 35/2017 - 01.09.2017
Gütersloh, Berlin (epd). Die Qualität der Kinderbetreuung hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen Jahren bundesweit verbessert. Es gebe jedoch große Abstände zwischen den Bundesländen, erklärte die Bertelsmann Stiftung am 28. August in Gütersloh bei der Vorstellung ihres aktuellen Ländervergleichs. Die Stiftung mahnte, zuerst müsse in die Betreuung investiert werden, bevor eine Beitragsfreiheit angegangen werde. Politik der Grünen und der SPD sowie Sozialverbände mahnten bundesweite Standards für die Kinderbetreuung an.
Der Studie zufolge kamen im Jahr 2016 4,3 Kinder auf eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in Krippengruppen. Im Jahr 2012 waren es noch 4,8. In Kindergartengruppen verbesserte sich der Personalschlüssel von 9,8 auf 9,2 Kinder pro Fachkraft.
Große Unterschiede gibt es vor allem zwischen westlichen und östlichen Bundesländern. In den westlichen Bundesländern kommen auf eine Fachkraft durchschnittlich 3,6 Kinder unter drei Jahren sowie 8,5 Kinder über drei Jahren. In östlichen Bundesländern ist eine Betreuung für sechs Kinder unter drei Jahren und rund zwölf Kinder über drei Jahren zuständig.
Das beste Betreuungsverhältnis gibt es der Studie zufolge in Baden-Württemberg mit drei Unterdreijährigen sowie rund sieben Kinder über drei Jahren auf eine Fachkraft. Bundesweites Schlusslicht ist Sachsen mit 6,5 und 13,4 Kinder auf eine Betreuungskraft. Aber auch innerhalb der Bundesländern gibt es beträchtliche Schwankungen.
Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt einen qualitätssichernden Personalschlüssel von einer Fachkraft auf drei Kinder in Krippengruppen und sowie das Verhältnis von 1 zu 7,5 in Kindergartengruppen. Für einen kindgerechten Personalschlüssel müssten nach Berechnungen der Stiftung zusätzlich 107.200 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte gewonnen und weitere 4,9 Milliarden Euro jährlich bereitgestellt werden.
Bund und Länder müssten einheitliche Qualitätsstandards umsetzen, forderte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. Eine Beitragsfreiheit solle erst dann angegangen werden, wenn die Qualität stimme und genug Betreuungsplätze zur Verfügung stünden.
Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) erklärte, dass Eltern und Kinder ein Recht auf gute Angebote hätten. Um die Betreuung zu verbessern, müsse der Bund dauerhaft mehr Mittel zur Verfügung stellen, sagte die Ministerin am 28. August in Berlin. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt forderte, dass alle Eltern für ihre Kinder einen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in einer guten Kita haben müssten.
Sozialverbände und Gewerkschaften mahnten einheitliche Regelungen für Qualitätsstandards an. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach sich für ein bundesweit verbindliches Kita-Qualitätsgesetz aus. Neben dem quantitativen Ausbau seien auch Investitionen in die Kita-Qualität nötig, erklärte das Deutsche Kinderhilfswerk. Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) forderte eine bessere Ausbildung für Fachkräfte der Kinderbetreuung. Der Paritätische Wohlfahrtsverband sprach sich zudem für eine deutliche Aufwertung des Erzieherberufs aus.
Grundlage des jährlichen "Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme" sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik.