sozial-Politik

Sozialgericht

Kein Cannabis bei anderen Therapiemöglichkeiten



Kassenpatienten haben keinen Anspruch auf die Übernahme der Kosten für eine Behandlung mit Cannabis, wenn es noch andere Therapiemöglichkeiten gibt. Das Sozialgericht Düsseldorf lehnte mit dem am 24. August veröffentlichten Beschluss den Eilantrag eines 67-jährigen schwerbehinderten Mannes aus Remscheid ab. Die Kasse müsse die Kosten für die Versorgung mit medizinischem Cannabis nicht übernehmen, da "unter Berücksichtigung des medizinischen Fortschritts" nicht angenommen werden könne, dass alle aktuellen Behandlungsoptionen ausgeschöpft seien, hieß es.

Der an Gelenkentzündungen und Rheuma leidende Mann hatte darauf hingewiesen, dass die Standardtherapien bei ihm schwerwiegende Nebenwirkungen ausgelöst hätten. Seit Beginn der Cannabisbehandlung im Jahr 2008 habe er keine Krankheitsschübe mehr gehabt, die Schmerzen und sonstigen Nebenwirkungen seien zurückgegangen. Die Kosten für die Cannabismedikamente hätten zuletzt für etwa zwei Monate bei rund 2.100 Euro gelegen.

Die Krankenkasse hatte die Kostenübernahme abgelehnt und auf Grundlage der ärztlichen Unterlagen erklärt, es sei unklar, welche Therapieoptionen der Antragsteller bereits ausprobiert habe.

Das Sozialgericht Düsseldorf folgte der Argumentation der Kasse. Eine Kostenübernahme für Cannabis setze voraus, dass bei einer schwerwiegenden Erkrankung keine anerkannte Behandlung zur Verfügung stehe oder sie nach der Einschätzung eines Arztes nicht in Betracht komme. Zusätzlich müsse die Aussicht auf eine positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf bestehen.

Im Fall des Antragstellers stünden medizinische Standards zur Verfügung, die von der Kasse übernommen würden. Zudem liege die letzte Rheumabasistherapie bei dem Mann schon mindestens 16 Jahre zurück.

Az.: S 27 KR 698/17 ER


« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Armutsrisiko für Kinder und Jugendliche steigt

In Deutschland gibt es weiterhin große regionale Unterschiede bei der Armutsgefährdung. Menschen in Süddeutschland sind dem geringsten Armutsrisiko ausgesetzt. Bei Kindern und Jugendlichen stieg die Armutsgefährdungsquote 2016 erneut leicht an.

» Hier weiterlesen

Cannabis-Therapie: Streit mit Krankenkassen

Ein neues Gesetz soll schwer kranken Menschen eine medikamentöse Cannabis-Therapie erleichtern. Ein halbes Jahre nach Inkrafttreten der Regelung fühlen sich viele Patienten jedoch mit schier unüberwindlichen Hürden konfrontiert.

» Hier weiterlesen

Migrationsforscher kritisiert geplante Flüchtlingslager in Afrika

Der Migrationsforscher Jochen Oltmer hat die Pläne Deutschlands und Frankreichs kritisiert, Flüchtlinge in sogenannten "Hotspots" in Afrika festzuhalten und dort ihr Asylrecht zu prüfen. Die Pläne, die nach dem Gipfeltreffen europäischer und afrikanischer Staats- und Regierungschefs vom 28. August bekannt wurden, folgten aus Sicht Europas einem rein innenpolitischen Kalkül, sagte Oltmer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück.

» Hier weiterlesen