Ausgabe 32/2017 - 11.08.2017
Münster (epd). Bei der Initiative geht es um die großen Herausforderungen, die sich für eine soziale Gestaltung unserer Gesellschaft und für die Arbeit der Caritas im nächsten Jahrzehnt stellen.
Stichworte sind die Digitalisierung der sozialen Arbeit oder der zukünftige demografische Wandel in unserer Gesellschaft. Dabei darf man zum Beispiel die Frage der Digitalisierung nicht vorschnell auf den engen Bereich der Verwaltung und die sich dort bereits abzeichnenden Entwicklungen beschränken, sondern man muss auch die digitale Unterstützung betreuter Menschen in ihrem Wohnumfeld oder die Digitalisierung der pflegerischen Leistung in den Blick nehmen.
Als kirchlichem Wohlfahrtsverband geht es dem Diözesancaritasverband zudem darum, zukünftige Handlungsfelder der Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden zu entdecken. Weitere Hinweise für zukünftige Handlungsfelder der sozialen Arbeit und soziale Problemlagen der Zukunft werden im Fragebogen erfasst.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2014 hat der Deutsche Caritasverband mit einer Reihe regionaler Zukunfts-Workshops und Fachtage den „Zukunftsdialog Caritas 2020“ gestartet. Ziel war es, gemeinsame Visionen für die Zukunft der verbandlichen Caritas zu entwickeln. Die Ergebnisse des Prozesses wurden in „Wegmarken“ zusammengefasst, die durch die Delegiertenversammlung des Verbandes im Herbst 2015 verabschiedet wurden. Diese Wegmarken stellen die Grundlagen für die Weiterentwicklung des Deutschen Caritasverbandes in den nächsten Jahren dar, gleichzeitig sind sie Einladungen an die Gliederungen und Träger der Caritas, ihrerseits Visionen und Ideen für ihre eigene Zukunftsgestaltung zu entwickeln.
Der Caritasverband für die Diözese Münster hat die Anregungen dieses Prozesses auf Bundesebene aufgegriffen und sich ebenfalls auf den Weg gemacht, Vorstellungen für die Zukunft der Caritas im Bistum Münster zu entwickeln. Der Vorstand des Caritasverbandes hat dazu aus den verschiedenen Arbeitsfeldern und Gremien des Verbandes eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die ihn bei der Gestaltung des Prozesses berät und unterstützt.
Ausgangspunkt für diese Perspektivüberlegungen ist dabei weniger die Sicht auf die heutige Arbeit und derer gedachten "Verlängerung" in die Zukunft. Vielmehr soll es darum gehen zu entdecken, mit welchen Herausforderungen sich die Gesellschaft im nächsten Jahrzehnt auseinandersetzen muss und dann zu fragen: Wie müssen wir unsere Arbeit ausrichten, um auch 2025 "auf der Höhe der Zeit" als Caritas Gesellschaft wirksam sozial mitgestalten zu können?
Zu genau dieser Fragestellung werden dann ab Herbst dieses Jahres in den einzelnen Regionen des Bistums Zukunfts-Workshops stattfinden. Ausgehend von den guten Erfahrungen auf der Bundesebene sollen diese Treffen ausdrücklich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedenen Arbeitsfeldern der Caritas und über die unterschiedlichen Funktionsebenen hinweg ansprechen. So kann das ganz unterschiedliche Expertenwissen der Praxis in den weiteren Prozess einfließen. Gleichzeitig haben die so gefundenen „Visionen“ und Ideen naturgemäß eine wesentlich breitere Basis im Verband.
Mit viel Sorgfalt hat die Arbeitsgruppe die Frage diskutiert, mit welchen gesellschaftlichen Herausforderungen sich der Prozess wirklich auseinandersetzen muss. Was sind die zentralen Entwicklungsprozesse, die die Sicht auf das soziale Übermorgen bestimmen werden? Welche Gruppen unserer Gesellschaft sind zukünftig von Ausgrenzung und Not betroffen? Natürlich könnte man dazu einen Zukunftsforscher fragen und ihn bitten, ein Szenario zu entwerfen. Die Arbeitsgruppe hat sich anders entschieden, und setzt auch hier auf das Expertenwissen innerhalb der Caritas und all der Menschen, die als selbst Betroffene mit der Caritas in Kontakt stehen.
Um deren Einschätzung zu erfahren, wurde in Zusammenarbeit mit einem sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut ein Fragebogen entwickelt, der Meinungen und Bewertungen zu wichtigen gesellschaftlichen Trends, aber auch zur Innovations- und Problemlösefähigkeit der Caritas für zukünftige Problemlagen erfragt. Weitere Fragen betreffen Einschätzungen zum Image und zum Verhältnis von Kirche und karitativer Arbeit. Der Fragebogen kann in klassischer Form schriftlich, aber natürlich auch online beantwortet werden. Die Auswertung erfolgt anonymisiert durch das beauftragte sozialwissenschaftliche Institut.
Dieser Fragebogen wird zusammen mit einer Broschüre verteilt, in der in kurzen Beiträgen und Interviews einzelne Projekte oder Erfahrungen aus der Arbeit der Caritas dargestellt werden. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, auch eher ungewöhnliche Zugänge und Aspekte der Arbeit darzustellen, um so den Blick auf zukünftige Herausforderungen und Trends zu öffnen. Auch auf der Seite "Caritas 2025.de" ist der Fragebogen in kurze Darstellungen eingebettet. All das soll anregen, sich mit dem Fragebogen auseinanderzusetzen und so am Prozess der Gewinnung von Zukunftsperspektiven für die Caritas im Bistum Münster mitzuwirken.