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Das andere New York: Araber sind herzlich willkommen




Rawaa Nancy Albilal
epd-bild/Diakonie Deutschland
Rawaa Nancy Albilal weiß, wie schwierig es ist, als Einwanderer in einem neuen Land Fuß zu fassen. Die heutige Präsidentin des Arab American Family Support Center (AAFSC) in New York kam vor 40 Jahren als Zehnjährige aus dem Bürgerkrieg im Libanon in die USA. Heute versucht sie als Präsidentin des AAFSC, Migranten in allen Lebensfragen zu unterstützen.

"Nicht nur die Migranten brauchen Unterstützung, um sich in ihrem Leben in der neuen Heimat zu Recht zu finden. Auch Nachbarn, Arbeitgeber, Arbeitskollegen müssen angesprochen werden, um Verständnis für die Situation der Einwanderer aufzubringen und eventuelle Vorurteile abzubauen", sagt Seit März 2017 ist Rawaa Nancy Albilal Präsidentin und CEO des Arab American Family Support Center in New York City. Die Hilfsorganisation unterstützt seit 1993 zugewanderte arabische Familien, im Großraum New York heimisch zu werden.

"Einwanderer wollen schnell unabhängig sein"

Das AAFSC wurde gegründet, um besser auf die besonderen Bedürfnisse der arabischstämmigen Einwanderer einzugehen. Wir helfen ihnen dabei, sich schnell in den USA einzuleben, die fremde Sprache zu lernen, eine Wohnung und einen Job zu finden, eine Ausbildung zu machen und Kontakte zu anderen Einwanderern zu knüpfen." Rund 6.000 Familien und Einzelpersonen nehmen nach den Angaben jedes Jahr das Angebot des Centers wahr.

Arabisch sei die vierte Hauptsprache in New York City. Die Menschen kämen aus sehr unterschiedlichen Regionen der Welt: aus dem Nahen Osten, aus Afrika und aus Asien. "Es gehört zur US-amerikanischen Kultur, Einwanderer willkommen zu heißen und sie zu unterstützen", betont Albilal ihre Haltung, die sich so deutlich von der des US-Präsidenten Donald Trump unterscheidet, der Muslime am liebsten von den USA fernhalten will. Dabei brauchten Einwanderer nur am Anfang Unterstützung, denn sie wollten schnell unabhängig sein. "Es ist sinnvoll, sie bei allen Integrationsplanungen miteinzubeziehen. So erfährt man am besten, was Einwanderer am dringendsten brauchen."

Das AAFSC will vor allem Familien stärken. "Unsere Programme richten sich an Kinder und Jugendliche, an Eltern und Großeltern. Alle sind mit ihren Fragen bei uns willkommen. Sollte das AAFSC einen Dienst nicht leisten können, empfehlen wir andere Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten", sagt Albilal.

Alle schaffen die Einbürgerungsprüfung

Seit der Gründung von AAFSC haben Zehntausende arabische Migranten an den Programmen teilgenommen. Besonders erfolgreich sind die Vorbereitungskurse für die Einbürgerungsprüfung: "Unsere Erfolgsrate liegt bei 100 Prozent. Das heißt, niemand, den wir betreut haben, ist bei der Prüfung durchgefallen, alle wurden amerikanische Staatsbürger."

Das AAFSC bietet seine Dienste an sechs Orten in und um New York City an. Die 48 Vollzeit- und zwölf Teilzeitangestellten werden unterstützt von Freiwilligen. "Die Freiwilligen sind das Rückgrat unserer Organisation und ergänzen die Arbeit der hauptamtlichen Mitarbeitenden. Freiwillige sind zum Beispiel Menschen, die wir einmal unterstützt haben und die nun der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen. Oder es sind interessierte Menschen, die sich nach Feierabend oder am Wochenende engagieren wollen." Einige seien Ruheständler, andere Studenten. "Wir arbeiten auch mit Freiwilligenagenturen zusammen, zum Beispiel mit New York Cares", sagt Albilal.

Vor 40 Jahren war der Start in das neue Leben in den USA für Rawaa Nancy Albilal und ihre Familie sehr schwierig. "Außer an den Sprachproblemen litt mein Vater vor allem an seiner beruflichen Schlechterstellung. Im Libanon war er Regierungsangestellter, in den USA arbeitete er in einer Fabrik. Ganz am Anfang mussten wir sogar eine Weile von Sozialhilfe leben."

"Wir wussten nichts, als wir hier ankamen"

Heute ist Albilal stolz darauf, "dass wir alle Schwierigkeiten überwunden haben. Uns wurden so viele Hände gereicht, viele Menschen haben uns geholfen. Wir haben den Übergang in ein neues Land geschafft, von dem wir nichts wussten, als wir hier ankamen." Hätte es das AAFSC allerdings damals schon gegeben, wäre Albilal und ihrer Familie das Einleben leichter gefallen, glaubt sie.

Albilal rät den Europäern, Flüchtlinge nicht als Last, sondern als Bereicherung zu sehen. "Letzten Endes werden sie auf eigenen Füßen stehen, gute Bürger werden und der Gesellschaft ein Mehrfaches zurückzahlen. Das haben wir in den USA gesehen, im Silicon Valley zum Beispiel, wo sehr viele arabischstämmige Menschen leben: Als Techniker, Computerprogrammierer, Softwareentwickler haben sie unser Land reich gemacht."

Ute Burbach-Tasso, Pressesprecherin der Diakonie Deutschland

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