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Arbeit

Sozialethiker Hengsbach kritisiert prekäre Jobs



Der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach hat eine Zunahme von ungleichen Arbeitsbedingungen und Löhnen kritisiert. "Unzumutbar und skandalös sind Arbeiten, die arm machen und durch Sozialleistungen aufgestockt werden, damit Betroffene überleben können", sagte Hengsbach bei einer Gastpredigt zum "Tag der Arbeit" in der Oldenburger Lambertikirche. Es gebe immer mehr Teilzeitarbeit, unfreiwillig befristete Arbeit, geringfügige Beschäftigung oder Leiharbeit: Armut trotz Arbeit sei kein Schicksal, sie sei von den politisch Verantwortlichen gemacht.

Der Wirtschaftsethiker nannte die Reformen der vergangenen Jahre eine "sozialpolitische Flickschusterei". Die Rentenformel sei mehrmals zu Lasten der Rentner verändert worden, sagte Hengsbach laut Redemanuskript. So drohe manchen Menschen trotz mehr als dreißigjähriger Berufstätigkeit die Armut. Persönliche Zuzahlungen zu gesetzlichen Gesundheitsleistungen hätten sich verteuert, Arbeitslosengeld sei gekürzt worden. "Unternehmen konnten sich ungehindert der Tarifbindung entziehen."

Die Reformen sollten nicht am Ende sondern zu Beginn des Erwerbslebens ansetzen, forderte Hengsbach. "Die Arbeitswelt in Deutschland braucht andere, neue Beschäftigungsfelder." Die Politik müsse einen Strukturwandel von der Industriearbeit zur Arbeit in personennahen Dienstleistungen beispielsweise in den Bereichen der Gesundheit, Pflege und Bildung fördern. "Erzieherinnen, Pflegekräfte, Angestellte im Gastgewerbe verdienen längst nicht das, was sie für das Wohl der Gesellschaft leisten."

Hengsbach leitete von 1992 bis 2006 das renommierte Nell-Breuning-Institut für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Zu dem Oldenburger Gottesdienst hatte ein ökumenischer Arbeitskreiskreis mit Vertretern aus Kirchen und Gewerkschaften eingeladen. Das Motto der Feier lautete: "Für eine Rente, die reicht".


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