Ausgabe 16/2017 - 21.04.2017
Frankfurt a.M. (epd). Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat im vergangenen Jahr knapp 26 Millionen Euro für Projekte bewilligt, das waren etwa zwei Millionen Euro mehr als im Jahr 2015. Der Löwenanteil von 6,2 Millionen Euro sei in die Finanzierung der "Hertie School of Governance" geflossen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Frank-Jürgen Weise, am 19. April in Frankfurt am Main.
Förderschwerpunkte bildeten 2016 nach Weises Angaben auch die Neurowissenschaften mit zwei Forschungsprofessuren (855.000 Euro) und dem Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen (drei Millionen Euro) sowie die Erforschung der Multiplen Sklerose (eine Million Euro). Für die "START"-Stiftung, die junge Migranten auf ihrem Bildungsweg begleitet, wurden drei Millionen Euro aufgebracht.
Neuland habe die Stiftung 2016 mit der Auslobung des Deutschen Integrationspreises betreten, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, John-Philip Hammersen. Der Preis kombiniere Stiftungsförderung mit Crowdfunding, einer sogenannten Schwarmfinanzierung durch eine Vielzahl von Geldgebern. So hätten in den vergangenen vier Wochen rund 16.000 Menschen auf der Internet-Plattform "startnext.com" rund 440.000 Euro für 40 Projekte gespendet, die Flüchtlinge in Ausbildung und Beschäftigung bringen wollen.
Die Hertie-Stiftung fördere die 20 am meisten unterstützten Projekte noch einmal mit Beträgen zwischen 5.000 und 15.000 Euro, kündigte Hammersen an. Das Crowdfunding laufe noch bis zum 2. Mai weiter. Bisher liege das Berliner Projekt "Jobs4refugees" (Jobs für Flüchtlinge) an der Spitze, gefolgt von der "Holzwerkstatt Puzzle 3" in Freiburg, dem Taschen und Rucksack-Projekt "mimycri - from boats to bags" in Berlin und dem Projekt "Stich by Stich" in Frankfurt am Main, das Stellen schaffen will für professionelle Schneiderinnen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Die drei "nachhaltigsten und qualitativ hochwertigsten Projekte" erhielten dann im Oktober den Deutschen Innovationspreis, der mit weiteren 100.000 Euro ausgestattet sei, sagte Hammersen.
Trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase "und politischer Turbulenzen, die auch Auswirkungen auf die Kapitalmärkte hatten", habe die Hertie-Stiftung im vergangenen Jahr rund 48 Millionen Euro erwirtschaftet, etwa fünf Millionen Euro mehr als 2015, sagte der für Finanzen zuständige Geschäftsführer Rainer Maucher.
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 1974 gegründet. Sie geht zurück auf den 1972 gestorbenen Stifter Georg Karg, Inhaber des Warenhauskonzerns Hertie. Nach den Angaben des Stiftungsvorsitzenden Weise sind als neue Kuratoriumsmitglieder unter anderen die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, und der ehemalige Vorsitzende der Unternehmensleitung des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim, Andreas Barner, gewonnen worden.