Ausgabe 14/2017 - 07.04.2017
Düsseldorf (epd). Gut verdienende Frauen bevorzugen in der Ehe laut einer Studie getrennte Kassen. Zwar verwalteten die meisten Paare ihr Einkommen zusammen, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am 5. April in Düsseldorf mit. Bei Paaren mit getrennten Kassen sei aber das Einkommen der Frau in der Regel deutlich höher als bei gemeinsam wirtschaftenden Paaren. Nach Ansicht der Sozialwissenschaftlerin Yvonne Lott deutet das darauf hin, dass Frauen finanzielle Unabhängigkeit anstreben, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
Lott hat den Angaben zufolge Daten von rund 2.900 heterosexuellen Paaren aus den Jahren 2004, 2005 und 2008 ausgewertet. Danach verwalten etwa drei Viertel der befragten Paare ihr Geld gemeinsam, 15 Prozent unabhängig voneinander und neun Prozent zum Teil getrennt. Deutliche Unterschiede gebe es dabei zwischen verheirateten und nicht verheirateten Paaren, hieß es. Von den nichtehelichen Lebensgemeinschaften wirtschafte weniger als ein Drittel gemeinsam, bei den Ehepaaren sind es hingegen 83 Prozent. Die Geburt eines Kindes habe dagegen keinen messbaren Einfluss.
Von großer Bedeutung ist der Analyse zufolge außerdem das Einkommen der Frau: Bei Paaren mit getrennter Kasse sei es im Schnitt fast doppelt so hoch wie bei denen, die ihre Finanzen gemeinsam verwalten. Lott schließt daraus, dass Frauen in einer Beziehung stark an finanzieller Unabhängigkeit interessiert sind und diesen Wunsch realisieren, sobald sie es sich leisten können. Die Wissenschaftlerin vermutet als Grund, dass in traditionellen Partnerschaften bei einem gemeinsamen Konto oft der Mann einseitig die Kontrolle über die Finanzen ausübe.