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Durchbruch bei Reform der Pflegeberufe




Altenpflege-Azubi mit einer Demo-Puppe
epd-bild/Werner Krüper
Nach monatelangem Ringen haben Union und SPD einen Kompromiss im Streit um die Reform der Pflegeberufe erreicht. Mit der neuen Ausbildung sollen die künftigen Pflegekräfte flexibel in verschiedenen Aufgabenfeldern einsetzbar sein.

Nach den neuen Plänen der Koalition soll es zwar wie geplant eine allgemeine Pflegeausbildung für alle Zweige geben, wie die SPD-Bundestagsabgeordneten Carola Reimann und Karl Lauterbach am 6. April in Berlin mitteilten. Nach zwei Jahren soll es aber auch möglich sein, sich separat als Kinderkranken- oder Altenpfleger ausbilden zu lassen. "Damit erreichen wir für die Auszubildenden die größtmögliche Entscheidungsfreiheit", erklärten Reimann und Lauterbach.

Hin zur generalistischen Ausbildung

Den Kompromiss hatten die Fachpolitiker der Koalitionsfraktionen, Georg Nüßlein (CSU) und Karl Lauterbach (SPD), bereits Ende März verhandelt. Erst jetzt gab die SPD aber grünes Licht für die Einigung.

Dem Vorschlag von Nüßlein und Lauterbach zufolge soll die bisherige Ausbildung zum Krankenpfleger in der jetzigen Form abgeschafft und durch die generalistische ersetzt werden. Wer sie drei Jahre lang durchläuft und erfolgreich abschließt, kann dann als Kranken-, Alten- oder Kinderkrankenpfleger arbeiten. Wer sich auf Alten- oder Kinderkrankenpflege festlegen möchte, kann nach zwei Jahren in einen spezialisierten Zweig einschwenken. Zudem kann die Ausbildung nach zwei Jahren auch mit dem Abschluss Pflegeassistent beendet werden.

Ziel ist es, die Pflegeausbildung für möglichst viele Schüler attraktiv zu gestalten. Mit der Reform soll auch das Schulgeld für die Ausbildung abgeschafft werden. Die Finanzierung für alle Ausbildungen soll über einen Fonds erfolgen. Bereits jetzt klagt die Pflegebranche über mangelnden Nachwuchs. Für die nächsten Jahre wird ein noch größerer Bedarf, wegen des demografischen Wandels vor allem in der Altenpflege erwartet.

Evaluation nach sechs Jahren

Die neuen Ausbildungsregeln sollen den Plänen der Koalition zufolge erstmals für die Ausbildungsjahrgänge ab 2019 gelten und nach sechs Jahren evaluiert werden. Haben sich dann mehr Alten- und Kinderkrankenpfleger für die generalistische anstelle der spezialisierten Ausbildung entschieden, soll der getrennte Abschluss abgeschafft werden. Letztlich entscheiden soll dann darüber der Bundestag.

Die Diakonie lobte den Kompromiss als großen Schritt zu einer generalistischen Pflegeausbildung und begrüßte vor allem die Evaluation nach sechs Jahren. Nach der praktischen Erprobung bestehe dann die Chance auf die Einführung einer echten generalistischen Pflegeausbildung, "für die sich die Diakonie Deutschland einsetzt", sagte Präsident Ulrich Lilie. Für die Schulen, die separate Abschlüsse anbieten müssen, bedeute der Kompromiss eine große organisatorische Herausforderung, sagte er.

Corinna Buschow

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