Ausgabe 02/2017 - 13.01.2017
Frankfurt a.M. (epd). Wissenschaftlerinnen der Universität Frankfurt am Main haben Faktoren herausgefunden, unter denen Beschäftigte ihre Arbeit als sinnvoll empfinden. Wer arbeitet, habe ein starkes Bedürfnis, die Arbeit als sinnvoll zu empfinden, sagte die Leiterin des Projekts "Sinnarbeit", die Arbeitssoziologin Friedericke Hardering, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dazu müssten zwei Seiten zusammenkommen: Ein Beschäftigter müsse die Arbeit als nützlich für sich selbst und auch als nützlich für andere empfinden.
Die Wissenschaftlerinnen machten dazu eine Online-Befragung unter 300 Beschäftigten vornehmlich der Gesundheits- und Pflegebranche, außerdem führten sie Interviews mit 40 Ärzten und Sozialarbeitern. Die qualitative Untersuchung sei nicht repräsentativ, sagte Hardering. Dennoch ließen sich drei Erfahrungen, die zusammen Sinn stiften, erkennen: Das Empfinden, die Arbeit gut gemacht zu haben, das Gefühl, im Rahmen gesellschaftlich geteilter Werte ein gutes Ergebnis erzielt zu haben, und die Anerkennung durch andere.
Die befragten Mitarbeiter des Gesundheitswesens hätten häufig über Zeitdruck und die Arbeitsbelastung geklagt, unter der die Kommunikation im Team und mit Patienten leide. "Zeit- und Leistungsdruck sind Sinnfresser", sagte Hardering. Wenn die Arbeit entschleunigt und gute Arbeitsbedingungen geschaffen würden, fördere dies gute Arbeitsergebnisse und das Sinnempfinden.
Zwar bezeichneten bei umfangreicheren Befragungen die große Mehrzahl der Beschäftigten in Deutschland ihre Arbeit als sinnvoll, allerdings lasse sich daraus nicht auf die Qualität der Arbeitsbedingungen schließen. Vielmehr seien diese Werte ein Hinweis darauf, wie wichtig es den Beschäftigten ist, sich mit ihrer Arbeit identifizieren zu können und diese als nützlich ausweisen zu können.
Dieses Bedürfnis sei in der Arbeits- und Leistungsgesellschaft groß, erläuterte die Arbeitssoziologin. Auch Beschäftigte, die gering qualifizierte Arbeiten ausführten, strebten danach, diese als sozial nützlich anzusehen und deren Sinn aufzuwerten. Die Rolle des Gehalts für das Sinnempfinden sei in der Forschung umstritten, sagte Hardering. Die Höhe des Gehalts sei wesentlich für das Bedürfnis, gerecht behandelt zu werden. Aber niemand arbeite nur dafür, um Geld zu verdienen, sondern jeder suche nach einem Sinn darüber hinaus.