Ausgabe 02/2017 - 13.01.2017
Berlin (epd). Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) beklagt eine anhaltend hohe Gewalt gegen Obdachlose. Allein 2016 habe es mindestens 17 Todesfälle durch Gewalt gegen wohnungslose Menschen gegeben, erklärte der bundesweite Dachverband der Wohnungslosenhilfe am 11. Januar in Berlin. Dabei seien in acht Fällen die Täter selbst nicht wohnungslos gewesen. Dazu kamen im vergangenen Jahr mindestens 128 Fälle von Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Raubüberfällen und bewaffneten Drohungen gegen Obdachlose. Hier waren in 76 Fällen die Täter selbst Wohnungslose.
Obdachlose Frauen würden zudem häufig Opfer sexueller Gewalt. Dies geschehe etwa im Zuge von Mitwohnverhältnissen, bei denen teilweise sexuelle Dienstleistungen als Gegenleistung für die Gewährung einer Unterkunft eingefordert werden. Aber auch in häufig männlich dominierten Obdachlosenunterkünften und Straßenszenen komme es zu sexuellen Übergriffen. Seit 1989 hat es nach Angaben den Verbandes insgesamt mindestens 502 Todesfälle durch Gewalt gegen wohnungslose Menschen gegeben.
Häufig spielten bei Gewalt gegen Obdachlose menschenverachtende und rechtsextreme Motive eine Rolle, erklärte die Bundesarbeitsgemeinschaft. Dabei seien die Täter nicht notwendigerweise in rechtsextremen Zusammenhängen organisiert. "Vorurteile und Abwertungen gegenüber wohnungslosen Menschen kommen in breiten Schichten der Bevölkerung vor", betonte der Verband. Unter den mindestens 179 Todesopfern rechtsextremer Gewalt seit 1990 waren dem Verband zufolge etwa 20 Prozent wohnungslose Menschen.
Der Verband fordert deshalb eine konsequentere Strafverfolgung sowie präventive und nachsorgende Maßnahmen, um Gewalt gegen wohnungslose Menschen einzudämmen. Zudem sollten mehr Wohnungen für Obdachlose bereitgestellt werden.