sozial-Politik

Bundesregierung

Schwesig dringt auf Reform der Pflegeberufe




Noch immer ungelöst: Die Zukunft der Pflege-Ausbildung.
epd-bild/Werner Krüper

Die zuletzt stockende Debatte um eine Reform der Pflegeberufe nimmt wieder an Fahrt auf. Am 6. Januar drängte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), entsprechende Pläne der Bundesregierung durchs Parlament zu bringen. "Die Reform muss jetzt kommen", erklärte sie in Berlin und kritisierte, Teile der Unionsfraktion blockierten das Gesetz. Unterdessen erhöhen auch Pflegeexperten den Druck auf die Politik, etwa mit einer Internetpetition.

Schwesig und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) wollen mit dem Gesetz die Ausbildung für Alten-, Kinderkranken- und allgemeine Krankenpflege vereinheitlichen.

Schwesig: Beruf braucht mehr Wertschätzung

Ein einheitlicher Berufsabschluss würde den Pflegeberuf aufwerten, erklärte Schwesig. "Es ist wichtig, dass ein Beruf, in dem zu 80 Prozent Frauen arbeiten, die Wertschätzung bekommt, die er verdient", sagte die Ministerin. Leider werde die Arbeit am Menschen immer noch weniger wertgeschätzt als die Arbeit an Maschinen.

Dem Gesetzentwurf zufolge sollen Pflegeschülerinnen und -schüler künftig eine Ausbildungsvergütung bekommen. Bisher zahlen sie mancherorts noch Schulgeld. Die Ausbildung würde drei Jahre dauern, für Pflegehelfer zwei Jahre. Voraussetzung ist mindestens eine zehnjährige Schulausbildung. Die Auszubildenden können nach dem künftig einheitlichen Abschluss im Krankenhaus, in der Altenpflege, bei ambulanten Pflegediensten sowie in der Kinderkrankenpflege arbeiten.

Der Entwurf wurde vor rund einem Jahr im Bundeskabinett beschlossen. Seitdem hängt er im parlamentarischen Verfahren, weil sich die Koalitionspartner SPD und Union nicht einig sind. In der Branche war das Vorhaben von Beginn an umstritten.

Arbeitgeber warnen vor falschem Weg

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände warnte, mit dem Vorantreiben der Reform werde ein "völlig falscher Weg" beschritten. Hauptgeschäftsführungsmitglied Peter Clever erklärte am 6. Januar, bis heute lägen die Ausbildungscurricula nicht vor. Dies nähre den Verdacht, dass eine "praxisuntaugliche Schmalspurausbildung oder eine hochkomplexe Superkönnerausbildung" hinter der Reform steckten. Es dürfe kein grünes Licht für eine Änderung geben, deren fachliche Inhalte im Dunkeln blieben, sagte Clever.

Das sieht das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) in Köln ganz anders. Dessen Chef Frank Weidner unterstützt die Petition, die nach seinen Angaben bereits 3.000 Unterzeichner hat, und die alle die Ausbildungsreform zum schnelle Abschluss bringen wollen.

In der Petition, die von einem beruflich Pflegenden ins Netz gestellt wurde, heißt es unter anderem: "Durch die generalistische Pflegeausbildung, können die an Pflegende gestellten Anforderung erfüllt werden und der Beruf an Attraktivität gewinnen. Die Ausbildung hat europäischen Maßstäben zu genügen und staatlich anerkannt den Weg in alle Berufsfelder der Pflege zu ermöglichen."

Weidner selbst betonte: "Jetzt müssen noch einmal alle Kräfte gebündelt werden, um den Druck auf die Politik zu erhöhen und die Pflegeausbildungsreform doch noch in dieser Legislatur auf den Weg zu bringen."


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