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Gewalt

Entschädigung behinderter Heimkinder startet zum Jahreswechsel



Behinderte, die unter restriktiven Erziehungsmethoden in Heimen gelitten haben, werden ab dem nächsten Jahr entschädigt. Bund, Länder und Kirchen unterschrieben am 1. Dezember am Rande der Sozialministerkonferenz in Lübeck die Verwaltungsvereinbarung zur Errichtung der Stiftung "Anerkennung und Hilfe". Betroffene sollen eine einmalige pauschale Entschädigung in Höhe von 9.000 Euro erhalten. Zudem ist eine einmalige Rentenersatzleistung von bis zu 5.000 Euro möglich.

Die Hilfen richten sich an Menschen, die als Kinder und Jugendliche von 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik oder bis 1990 in der DDR in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder der Psychiatrie untergebracht waren. Sie litten oftmals unter gewaltsamen Erziehungsmethoden. Für ihre Anträge sollen in den Bundesländern Anlauf- und Beratungsstellen eingerichtet werden. Bis Ende 2019 können sich Betroffene melden. Die Stiftung hat eine fünfjährige Laufzeit.

Für die Entschädigungen hatten Behindertenvertretungen lange gekämpft. Bereits seit längerem gibt es Fonds für Opfer der Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik und der DDR. Behinderte Heimkinder gingen bislang leer aus. Die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" soll am 1. Januar an den Start gehen. Bund, Länder und Kirchen zahlen zu gleichen Teilen ein.

"Mit Scham sehen evangelische Kirche und Diakonie auf die Verhältnisse und die Verantwortung auch kirchlicher Einrichtungen für die Ereignisse in dieser Zeit", sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, bei der Vertragsunterzeichnung. Als Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz äußerte auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sein Bedauern über die früheren Missstände. Er hoffe, dass die Betroffenen durch die Anerkennung und die Hilfen ihren weiteren Lebensweg "etwas unbeschwerter und mit einem größeren inneren Frieden gehen können".

Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) unterstrich, dass sich die Stiftung neben den Entschädigungsfragen auch um eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Missstände in den Behindertenheimen kümmern werde. Die schleswig-holsteinische Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) sagte, dass neben der Aufklärung über Gewalt und Missbrauch auch Erkenntnisse über mögliche Medikamentenversuche gewonnen werden sollen.


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