Ausgabe 48/2017 - 02.12.2016
Leverkusen (epd). Patienten, die außerhalb der großen Städte leben und zu einem Facharzt müssen, haben meist weite Wege zurückzulegen. "Bewohner von Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohnern benötigen im Schnitt fast eine halbe Stunde, um die Facharztpraxis zu erreichen", teilte die Krankenkasse pronova BKK am 30. November unter Verweis auf eine repräsentative eigene Untersuchung mit. Dabei seien sie überwiegend auf das eigene Auto angewiesen.
"In ländlichen Gegenden sind die weiten Strecken hingegen häufig nur mit einem Pkw zu bewältigen. Gerade im Fall einer Erkrankung stellt das Autofahren dann aber ein kaum zu vertretendes Risiko dar", sagte Lutz Kaiser, Vorstand der Krankenkasse.
Bei der Versorgung mit Facharztpraxen bestehe weiter eine deutliche Kluft zwischen ländlichen Gegenden und urbanen Zentren: Patienten in Städten ab einer halben Million Einwohnern erreichen ihre Kardiologen, Orthopäden oder Psychiater im Schnitt zehn Minuten schneller als die Bewohner außerhalb der Metropolen. Auch gehe das in den Städten zu Fuß oder mittels öffentlicher Verkehrsmittel recht unkompliziert.
Weiter ist der Studie zu entnehmen, dass rund die Hälfte aller Menschen in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern mit der Nähe zu Arztpraxen an ihrem Wohnort sehr zufrieden sind. In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern gilt dies hingegen nicht mal für jeden Dritten.
"Wenn der Gesetzgeber und die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht massiv gegensteuern, wird sich der Ärztemangel auf dem Land erheblich verschärfen. Zudem müssen die Kommunen selbst mehr attraktive Angebote vor Ort schaffen, um Ärzte von dem Standort zu überzeugen", forderte Kaiser.
Mehr als ein Viertel der Deutschen befürchtet den Angaben zufolge, dass sich die ärztliche Versorgung an ihrem Wohnort in Zukunft verschlechtern wird. Das belege die Studie "Gesundheitsversorgung 2016". Grundlage ist eine deutschlandweite, repräsentative Befragung von insgesamt 1.639 Bundesbürgern ab dem Alter von 18 Jahren.
Die pronova BKK ist aus Zusammenschlüssen der Betriebskrankenkassen großer Konzerne wie etwa Bayer, BASF und Ford entstanden. Sie zählt nach eigenen Angaben bundesweit 670.000 Kunden.