Ausgabe 39/2016 - 30.09.2016
Berlin (epd). Kinder mit einer Lese-Rechtschreib- oder einer Rechenschwäche werden nach Einschätzung von Experten im deutschen Schulsystem immer noch benachteiligt. Etwa zehn Prozent der Kinder in Deutschland seien von Legasthenie oder Dyskalkulie betroffen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Rainer Becker, am 23. September in Berlin.
Trotz erklärter Inklusionsabsichten werde für diese Kinder aber in unserem Bildungssystem überwiegend immer noch Exklusion, "also Ausschluss", praktiziert, kritisierte Becker. Die Gesellschaft könne sich aber ein Fallenlassen dieser Kinder sowohl aus ethischen wie auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten.
Gemeinsam mit dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) hat die Kinderhilfe den 30. September zum bundesweiten Tag der Legasthenie und Dyskalkulie ausgerufen. Ziel ist es, auf die Belange der betroffenen Kinder aufmerksam zu machen sowie Politik, Gesellschaft und Lehrer stärker für das Thema zu sensibilisieren.
Unter anderem fordern die Verbände, beide Themen zum festen Bestandteil eines jeden Lehramtsstudiums zu machen. Bislang ist es den Lehrern weitgehend freigestellt, sich darin fortbilden zu lassen. In sieben Bundesländern gebe es zudem bislang überhaupt keine Regelungen zum schulischen Umgang mit Dyskalkulie, kritisierte BVL-Vorstand Tanja Scherle.