Ausgabe 39/2016 - 30.09.2016
Frankfurt a.M. (epd). Minderjährige Mädchen werden laut Coppola in Italien zu Prostitution, Drogenhandel oder zu Arbeit auf Baustellen gezwungen. "Die Ankunft in Europa bedeutet nicht das Ende der Ausbeutung", sagte die Expertin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Save the children betreibt in italienischen Städten Zentren für Flüchtlinge und hat für einen Bericht betroffene Minderjährige befragt.
Die Zahl der neu angekommenen unbegleiteten Kinderflüchtlinge habe sich in Italien mit mehr als 10.500 im ersten Halbjahr 2016 verdoppelt. "Das verschärft das Problem immer weiter", sagte Coppola. Besonders häufig in der Zwangsprostitution landeten vor allem Mädchen aus Nigeria und Rumänien. Die nigerianischen Mädchen würden auf dem langen Weg nach Italien oft bereits nach dem Überqueren des Niger oder in Libyen zur Prostitution gezwungen. "Sie kommen dann unter der Herrschaft ihrer Ausbeuter bei uns an", sagte Coppola. In Italien müssen sie die Kosten ihrer Flucht abarbeiten - bis zu 50.000 Euro.
"Ihre Schulden wachsen aber mit jedem Tag in Italien weiter, weil sie auch Miete zahlen müssen", berichtete die Kinderschützerin. Andere gerieten in der Umgebung der Auffanglager in Italien an Zuhälter. "Viele Mädchen prostituieren sich für sehr niedrige Preise oder bieten ungeschützten Geschlechtsverkehr an", sagte Coppola. "Viele von ihnen sind erst 13 Jahre alt."
Viele Kinderflüchtlinge, insbesondere aus Eritrea und Somalia, seien auf der Durchreise nach Nordeuropa und wollten weiter nach Deutschland, Belgien und Skandinavien. Auch sie seien besonders gefährdet, weil sie in Italien unsichtbar bleiben müssten und Geld und Hilfe für die Weiterreise bräuchten. Viele seien bereits auf der Flucht an Menschenhändler geraten, würden zum Drogenhandel oder harter körperlichen Arbeit gezwungen. "Auf der sehr langen Flucht erleben sie unglaubliche Gewalt und zum Teil Folter", sagte Coppola.