Ausgabe 38/2016 - 23.09.2016
Mainz (epd). Die wachsenden Gegensätze zwischen Arm und Reich in Deutschland sind nach Ansicht von Wohlfahrtsverbänden und Sozialvereinen auch in Rheinland-Pfalz zunehmend zu spüren. Die Spaltung der Städte in Wohnviertel für Arme und Wohlhabende nehme immer mehr zu, klagte der rheinland-pfälzische Diakonie-Sprecher Albrecht Bähr am 20. September bei einer Veranstaltung von DGB und Bildungsgewerkschaft GEW in Mainz.
"Es fehlt unserer Gesellschaft an einer gesunden Mischung", sagte Bähr. Die Vorsitzende des Hilfsvereins Asternweg aus Kaiserslautern, Katharina Dittrich-Welsh, kritisierte, dass es insbesondere für kinderreiche Familien kaum noch Möglichkeiten gebe, in den Städten bezahlbare Wohnungen zu finden. Die Bewohner der Brennpunktviertel seien dabei doppelt benachteiligt, da sich häufig auch die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche auf die besser gestellten Stadtteile konzentrierten.
Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert verwies darauf, dass die medizinische Versorgung in ärmeren Stadtteilen schlechter sei als anderenorts. So hätten sozial benachteiligte Familien oft besonders weite Anfahrtswege zu Ärzten. Trabert warf der rheinland-pfälzischen Landesregierung vor, nicht genug gegen Kinder- und Jugendarmut zu tun. Nötig wäre beispielsweise, Hartz-IV-Beziehern die Fahrtkosten zum Kinderarzt zu erstatten. Ebenso sollten auch bei Erwachsenen Ausgaben für Verhütungsmittel übernommen werden.
Ein Maßnahmenpaket gegen Kinder- und Jugendarmut forderten auch die Gewerkschaften. Nach Angaben des DGB waren 2015 in Rheinland-Pfalz 74.000 Kinder und Jugendliche auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Regional sind die sozialen Probleme im Land unterschiedlich stark ausgeprägt. Besonders hoch ist der Anteil armer Kinder in Städten wie Pirmasens, Ludwigshafen oder Kaiserslautern.