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Diakonie

"Politischer Aktionismus spaltet die Gesellschaft"



Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, kritisiert einen "politischen Aktionismus" im Umgang mit der Flüchtlingskrise. Das habe zu Verunsicherung auf allen Ebenen geführt und beeinträchtige eine lösungsorientierte Bearbeitung der Aufgaben, sagte der Diakonie-Chef am 11. März in Stuttgart vor der Frühjahrssynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Eine restriktive Gesetzgebung in Eilverfahren, eine Verschärfung der Rhetorik und ein wachsender Rechtspopulismus verstärkten die Spaltung der Gesellschaft in der Flüchtlingsfrage.

Das kirchliche Engagement für Flüchtlinge hat laut Kaufmann stark zugenommen. So habe sich alleine im Landkreis Göppingen die Zahl der Ehrenamtlichen innerhalb eines Jahres von 360 auf 700 fast verdoppelt. Kirche und Diakonie leisteten hier eine "großartige Arbeit". In den Landeserstaufnahmestellen seien 15,5 Stellen in diakonischer Trägerschaft.

Als einen Schwerpunkt kirchlicher Flüchtlingsarbeit nannte der Oberkirchenrat die Betreuung unbegleiteter Minderjähriger. Von ihnen seien derzeit 1.200 in 45 Einrichtungen der württembergischen Diakonie. Weitere Arbeitszweige seien die psychosoziale Beratung, die Beratung anerkannter Flüchtlinge und die Begleitung von Asylfreundeskreisen und Flüchtlingsinitiativen. In einem Grundsatzbeschluss legte die Synode fest, auch künftig die Hälfte der landeskirchlichen Gelder für die Flüchtlingshilfe in den Herkunftsregionen einzusetzen.

Klaus Rieth, Kirchenrat für Mission und Ökumene, informierte über kirchliche Hilfen für Flüchtlinge in den Herkunftsländern. So würden Geflohene aus Mossul und der Ninive-Ebene mit dem Nötigsten versorgt und in der Stadt Kirkuk Folteropfer in einem Trauma-Zentrum unterstützt. Auch in der Türkei, Jordanien, Syrien dem Libanon sowie mehreren afrikanischen Ländern versuche die Kirche, Flüchtlingsursachen zu bekämpfen. Die Landeskirche stellt in diesem und dem kommenden Jahr insgesamt 13,4 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung.


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