Ausgabe 08/2016 - 26.02.2016
Berlin (epd). Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) hat die Bundestagsabgeordneten am 18. Februar aufgefordert, eine bundesweite Wohnungsnotfallstatistik einzuführen. Das Parlament hatte auf Antrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen eine Expertenanhörung angesetzt. Die BAG W kritisierte, dass die CDU/CSU-Fraktion sich weiter weigere, eine solche Datenbank einzuführen.
Deren Ziel sei es, Umfang und Entwicklung von Räumungsklagen und Wohnungslosigkeit abzubilden. "Eine solche Statistik wird von der gesamten Fachwelt seit mehr als dreißig Jahren gefordert", so der Dachverband.
Während sich Bündnis 90/Die Grünen und die Linke in der Debatte eindeutig für eine Einführung aussprachen, hielt der Redner der CDU/CSU, Matthias Zimmer, das Unterfangen für nicht machbar und bezweifelte den Sinn einer bundesweiten Statistik.
Thomas Specht, Geschäftsführer der BAG W: "Die 1998 vom Statistischen Bundesamt erstellte Machbarkeitsstudie kommt zum exakt gegenteiligen Ergebnis." Die seit dem Jahr 2011 existierende Wohnungsnotfallstatistik des Landes Nordrhein-Westfalen zeigte, dass auch eine bundesweite Datenbank möglich sei.
Nur die Bundesregierung ist Experten zufolge in der Lage, für bundeseinheitliche und vergleichbare Statistiken zu sorgen. "Angesichts einer wachsenden Zahl von Räumungsklagen und immer mehr wohnungslosen jungen Menschen ist die Haltung der Bundesregierung nicht nachvollziehbar", sagte Specht. Er prognostizierte einen Anstieg der Wohnungslosenzahlen auf 380.000 bis zum Jahr 2016. Das bedeute einen Anstieg um 33 Prozent gegenüber dem Jahr 2012.