Ausgabe 06/2016 - 12.02.2016
Stuttgart (epd). Eine von der Robert-Bosch-Stiftung eingesetzte Expertenkommission empfiehlt einen bundesweit einheitlichen Zugang für Flüchtlinge zur medizinischen Grundversorgung. Dazu brauche es mehr Fachpersonal und mehr psychosoziale Betreuung bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen, heißt es in dem am 4. Februar in Stuttgart veröffentlichten Dossier. Die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen erfülle derzeit oft nicht die gesetzlichen Mindeststandards und verursache zudem teure Folgekosten.
Die "Robert Bosch Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik" fordert als ersten Schritt eine verbindliche Gesundheitskarte für Flüchtlinge statt der bisherigen Einzelanträge bei den Gesundheits- und Sozialämtern. Diese Karte könnte Bürokratie abbauen und Kosten vermeiden, wie Erfahrungen aus Bremen und Hamburg zeigten. Darüber hinaus raten die Fachleute zu einer Grundversorgung, deren Umfang durch ein Expertengremium festgelegt werden soll. Auch diese medizinischen Leistungen würden weniger kosten als die bisherige Praxis.
Bislang hätten Asylbewerber und Flüchtlinge in den ersten 15 Monaten ihres Aufenthalts nur Anspruch auf eine Notversorgung, hieß es. Das bedeute unter anderem, dass sich etwa wegen fehlender Impfungen ansteckende Krankheiten wie Tuberkulose in den Gemeinschaftsunterkünften ausbreiten können.
Die Kommission rät zudem, für die Versorgung der Flüchtlinge auch Ärzte im Ruhestand oder Medizinstudenten im Praktischen Jahr zu aktivieren. Einen umfassenden Abschlussbericht will die Kommission noch im Frühjahr vorlegen.