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Freier Eintritt für Flüchtlinge löst Shitstorm aus



Das Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach im Taunus muss sich einer Flut von Hasskommentaren im Internet erwehren. Grund sei, dass Flüchtlingsgruppen und ihre Betreuer freien Eintritt hätten, teilte das Museum am 9. Februar mit. "Wir stehen zum Beschluss unseres Aufsichtsrats vom vergangenen September und sind der festen Überzeugung, dass durch diese Regelung niemand Schaden nimmt oder benachteiligt wird."

Seit 7. Februar kursierten Fotos der Preisliste auf verschiedenen Facebook-Seiten im Internet, teilte das Museum mit. Die Folge seien offene Protest- und Boykott-Aufrufe. Zahlreiche Beschwerden, beleidigende Äußerungen und massive Angriffe erreichten das Museum seitdem über Facebook, Telefon und E-Mail.

Die meisten Kommentatoren auf Facebook ereifern sich darüber, dass Flüchtlinge als einzige Gruppe gratis in das Freilichtmuseum dürfen, während Sozialhilfebezieher 2,50 Euro oder Menschen mit Behinderung vier Euro bezahlen müssen. "Es gibt Rentner, die müssen Flaschen sammeln, damit sie über die Runden kommen. Die Wirtschaftsflüchtlinge, die ein Taschengeld bekommen, dürfen kostenlos rein? Schämen solltet ihr euch", schreibt zum Beispiel ein Nutzer des sozialen Netzwerks.

Doch im Internet formiere sich jetzt Gegenwehr, berichtete das Museum. Die Stellungnahme auf der Hessenpark-Facebook-Seite habe inzwischen mehr als 3.500 Likes, in zahlreichen Kommentaren unterstützten Menschen die Haltung des Parks. "Unfassbar dieser Shitstorm", schreibt beispielhaft eine Facebook-Nutzerin.

Im Hessenpark kann man sich über historische Gebäude, alte Haustierrassen, traditionelle Handwerks- und Hauswirtschaftstechniken sowie Festtagsbräuche informieren. Vor allem deshalb hatte sich der Aufsichtsrat dafür entschieden, Flüchtlingsgruppen freien Eintritt zu gewähren. "Wir wollen, dass die Menschen in die Geschichte und Kultur der Region eintauchen und dadurch eine Verbindung zu ihrer neuen Umgebung aufbauen können", betonte Museumsleiter Jens Scheller. Als Landeseinrichtung wolle der Hessenpark einen Beitrag zur Integration leisten und ein Zeichen setzen, dass Flüchtlinge in Hessen willkommen seien.


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