Die Bundesregierung verhandelt weiter mit Namibia über eine Entschädigung und Entschuldigung für den Genozid an den Volksgruppen der Herero und Nama während der deutschen Kolonialherrschaft. Die Gespräche sollten im Februar oder März fortgesetzt werden, sagte der Namibia-Beauftragte der Bundesregierung, Ruprecht Polenz, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die namibische Seite werde zu dem Treffen nach Berlin kommen. Wann es zu einem Abschluss der seit 2015 andauernden Gespräche komme, sei "schwer zu sagen". Polenz betonte: "Wenn es soweit ist, werden wir alle Ergebnisse auf einen Schlag veröffentlichen."

Vor mehr als 100 Jahren ermordeten deutsche Kolonialtruppen Zehntausende Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Historiker bezeichnen diese Gräueltaten als "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts".

Individuelle Entschädigungen nicht vorgesehen

Polenz sagte, bei den Verhandlungen gehe es darum, die damaligen Ereignisse "in einer gemeinsamen Sprache" zu benennen und zu beschreiben. "Dabei wird auch der Begriff Völkermord vorkommen und es werden die Grausamkeiten in Erinnerung gerufen, die Deutschland verübt hat." Die gemeinsame Sprachregelung könne beispielsweise in einen Resolutionstext fließen, der von den Parlamenten verabschiedet werden könnte. "Der Text beschreibt die Grundlage dessen, wofür wir um Entschuldigung bitten wollen", betonte der langjährige CDU-Außenpolitiker.

Individuelle Entschädigungen seien als Wiedergutmachung indes nicht vorgesehen. "Wir Deutsche haben sehr viel Schuld auf uns geladen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts", sagte Polenz. "Aber persönliche Entschädigungen wurden nach 1945 so geregelt, dass nur Menschen sie bekommen haben, die selber in Konzentrationslagern gelitten hatten oder in Zwangsarbeit gezwungen worden waren." In Namibia habe man es jetzt mit der Urenkelgeneration zu tun. "Es ist also keine Rechtsfrage über die wir sprechen, sondern eine politisch-moralische Frage."