Düsseldorf (epd). Spitzenvertreter von Politik und evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben die Bedeutung ihrer Zusammenarbeit für das Gemeinwesen hervorgehoben. "Staat und Kirche geht es gemeinsam um das Wohl der Menschen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft", sagte der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) am 21. Januar in Düsseldorf beim Wechsel im Amt des Evangelischen Beauftragten bei Landtag und Landesregierung. Die NRW-Regierung sei dankbar für das kirchliche Engagement etwa in den Bereichen Bildung und Wohlfahrtspflege: "Sie sind ein wichtiger Partner für uns."
Der 51-jährige Theologe Rüdiger Schuch wurde zuvor in einem Gottesdienst als neuer Leiter des Evangelischen Büros eingeführt. Er pflegt nun die Verbindungen der drei evangelischen Landeskirchen in NRW zu Landtag und Landesregierung und hält Kontakt zu Parteien und Verbänden. Schuchs Vorgänger Thomas Weckelmann (46) wurde in dem Gottesdienst verabschiedet, er war als Abteilungsleiter ins Familienministerium gewechselt. Weckelmann leitete die Vertretung von rheinischer, westfälischer und lippischer Kirche in der Landeshauptstadt seit 2013.
NRW-Regierung und Parlament würdigen Zusammenarbeit mit Kirchen
Landtagspräsident André Kuper (CDU) hob die Bedeutung des Beauftragten als Ansprechpartner für die Politik hervor."Es ist wichtig, sich regelmäßig miteinander auszutauschen über die Fragen unserer Zeit, in der wir einstehen müssen für unsere Institutionen und für unsere Demokratie", sagte er. Die Demokratie sei nicht selbstverständlich und müsse verteidigt werden.
Für die SPD-Fraktion sagte Landtags-Vizepräsidentin Carina Gödecke, Schuch sei nun als "Lobbyist des Gemeinwohls" eine "gewichtige Stimme in demokratischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen". Er könne dazu beitragen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu festigen.
Die westfälische Präses Annette Kurschus nannte Schuch einen Mann der Kirche mit weitem Horizont. Er sei als "theologische Stimme" der evangelischen Kirchen in NRW "Grenzgänger zwischen Staat und Kirche" und Vermittler zwischen gesellschaftlichen und kirchlichen Themen. Sein Auftrag sei, Gottes Verheißung "als Gegen-Gift gegen die Verrohung und den Hass und die Angst um uns herum in die Debatten zu streuen".
Der rheinische Präses Manfred Rekowski dankte Weckelmann für sein Wirken als Seelsorger und Kirchenbeauftragter, er sei ein gefragter Gesprächspartner der Politik gewesen. Die Positionen der evangelischen Kirchen habe er stets klar und prägnant in den politischen Diskurs eingebracht.
Schuch kündigte an, er wolle zusammen mit anderen gesellschaftlichen Akteuren als Partner der Politik agieren. Die Botschaft des Evangeliums sei immer auch politisch. Es gehöre zur Verantwortung der Christen, sich für eine menschengerechte Gesellschaft und eine lebenswerte Welt einzusetzen. Der Beauftragte wies darauf hin, dass der säkulare Staat den Kirchen eine wichtige Rolle zumesse, die auch in einer pluralen Gesellschaft an Bedeutung nichts einbüße.
Stamp erklärte vor den Kirchenvertretern seine Unterstützung für Seenotrettung, niemand dürfe im Meer ertrinken. Zugleich lehnte er die Aufnahme von Bootsflüchtlingen über die festgelegten Verteilungsquoten hinaus erneut ab. Eine Reihe von Städten des Bündnisses "Sichere Häfen" will mehr geflüchtete Menschen etwa aus Lagern in Griechenland aufnehmen, als sie nach ihrer Aufnahmequote müssten.
Zur Person: Evangelischer Beauftragter Rüdiger Schuch
Der 51-jährige Theologe Rüdiger Schuch wurde am 12. Dezember 1968 in Dortmund geboren. Er studierte in Bochum, Tübingen und Wuppertal Theologie und machte sein Vikariat in Wuppertal und Ahaus, anschließend war er Gemeindepfarrer in Hagen und Iserlohn.
Von 2006 bis 2013 stand Schuch als Superintendent an der Spitze des Kirchenkreises Hamm. Von 2014 bis 2019 war er Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Perthes-Stiftung, einer großen diakonischen Einrichtung mit Sitz in Münster. In der Evangelischen Kirche von Westfalen war Schuch unter anderem Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für politische Verantwortung. Er gehört mehreren diakonischen Leitungsgremien an.
Der neue Leiter des Evangelischen Büros in Düsseldorf arbeitete auch als Dozent an der Führungsakademie für Kirche und Diakonie in Berlin. Er erwarb zudem Qualifikationen in Personalführung, Organisationsstruktur und Betriebswirtschaft. Schuch ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.