Zum neuen Jahr sind laut Welternährungsprogramm (WFP) allein in Afrika südlich der Sahara viele Millionen Menschen auf lebensrettende Nahrungsmittelhilfe angewiesen. In Simbabwe, im Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo und in der Sahel-Region zeichneten sich im ersten Halbjahr weiter eskalierende Hungerkrisen ab, heißt es in einem zum Jahreswechsel in Rom veröffentlichten WFP-Bericht. Insgesamt rechnet die UN-Organisation 2020 mit einem Bedarf von zehn Milliarden US-Dollar (etwa neun Milliarden Euro) für seine Einsätze in mehr als 80 Ländern.

Inmitten einer zusammenbrechenden Wirtschaft sei die Lage in Simbabwe äußerst prekär. In dem südostafrikanischen Land beginne die Zeit des Jahres, in der Nahrung immer besonders knapp ist. Zudem sei die Zahl der Hungernden dort bereits auf den höchsten Stand seit rund zehn Jahren gestiegen: Rund 7,7 Millionen Menschen und damit die Hälfte der Bevölkerung litten Hunger. Das WFP plane zunächst eine Versorgung von mehr als vier Millionen Menschen. Die derzeitigen Vorräte gingen aber Ende Februar aus, und dringender Nachschub sei nötig, appellierte Vizelandesdirektor Niels Balzer an die internationale Gemeinschaft.

Strudel der Dürrekrise

Zudem könnten weitere Länder in der Region in den kommenden Monaten tiefer in den Strudel der Dürrekrise hineingezogen werden, warnte die Organisation. Im Nachbarland Sambia etwa bräuchten vermutlich zwei Millionen Menschen Lebensmittelhilfe. Es sei das erste Mal in 15 Jahren, dass das WFP dort derartige Hilfe leisten müsse, meldete der britische Sender BBC am 3. Januar. Normalerweise sei Sambia nicht darauf angewiesen, doch der Klimawandel habe Teile des Landes zu Hungerregionen verwandelt.

Zu den Brennpunkten zählt der WFP-Bericht unter anderem auch Haiti, wo Unruhen die Wirtschaft lähmen und die Lebensmittelpreise extrem angestiegen sind. Dort seien rund 3,7 Millionen Menschen - oder ein Drittel der Bevölkerung - auf Hilfe angewiesen. Eine Million davon leide bereits unter schwerem Hunger. In Afghanistan verschärfe Dürre die Krise, schätzungsweise mehr als elf Millionen Menschen hätten in den nächsten Monaten nicht genug zu essen. Im Mittleren Osten habe der WFP neben dem Leiden im Jemen auch steigende Hilfsbedürftigkeit im Irak oder im Libanon im Blick.

"Im vergangenen Jahr wurde der WFP um dringende umfassende Hilfe im Jemen, in Mosambik nach dem Zyklon 'Idai', in Burkina Faso und vielen weiteren Krisen gebeten, um Hungersnöte abzuwenden", erklärte WFP-Nothilfedirektorin Margot Van Der Velden zu dem neuen Report. "Wenn wir nun die Seite für 2020 aufschlagen, steht der WFP vor neuen, gewaltigen humanitären Herausforderungen, die wir ganz dringend angehen müssen."