Das Bistum Trier kann vorerst die Zusammenlegung der rund 900 Pfarreien zu 35 Großpfarreien nicht fortsetzen. Nach Beschwerden stoppte der Vatikan am Donnerstag die Umsetzung des "Gesetzes zur Umsetzung der Diözesansynode 2013-2016", damit der Päpstliche Rat es überprüfen kann. Bischof Stephan Ackermann ließ am 22. November die geplanten Wahlen zum ersten Rat der Pfarrei aussetzen, weil deren Durchführung gegen die Aussetzung verstoßen würde, wie das Bistum mitteilte. Alle weiteren Konsequenzen und Maßnahmen würden nun geprüft, Informationen dazu erfolgten Anfang der kommenden Woche. Der Trierer Katholikenrat reagierte mit "Erschrecken und Unverständnis" auf die Entscheidung aus Rom.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte das "Gesetz zur Umsetzung der Diözesansynode 2013-2016" zur Schrumpfung der rund 900 Pfarreien Anfang Oktober erlassen. Noch am Mittwoch erließ er die Dekrete zur Errichtung von 15 neuen "Pfarreien der Zukunft". Zum 1. Januar 2020 sollten die Pfarreien Andernach, Betzdorf, Bad Kreuznach, Idar-Oberstein, Koblenz, Maifeld-Untermosel, Mayen, Neuwied, Sinzig, Saarbrücken, St. Wendel, Tholey, Völklingen, Wadern und Wittlich entstehen. Die 20 weiteren "Pfarreien der Zukunft" sollten zum 1. Januar 2021 starten.

Trierer Katholikenrat: Aussetzung kommt zum falschen Zeitpunkt

Auslöser für die Aussetzung ist den Angaben zufolge die Beschwerde der Priestergemeinschaft Unio Apostolica. Zudem hatten einige Gläubige einen Antrag gestellt, die Übereinstimmung des Umsetzungsgesetzes mit dem universalen Kirchenrecht zu prüfen. Die geplante Reform habe erhebliche Konsequenzen für das kirchliche Leben, heißt es in dem Schreiben an das Bistum. Die Kongregation hoffe auf eine friedliche Lösung. Ackermann werde, wie von der Kongregation erbeten, Stellung zur Beschwerde der Priestergemeinschaft Unio Apostolica nehmen, teilte das Bistum mit.

"Einige wenige Menschen in unserem Bistum haben für sich entschieden, das, was synodal in unserem Bistum als Antwort auf die Fragen nach einer zukunftsfähigen Trierischen Kirche erarbeitet wurde, durch Rom überprüfen zu lassen", erklärte der Katholikenratsvorsitzende Manfred Thesing. Die von Rom verfügte Aussetzung sei per se weder positiv noch negativ, jedoch komme sie zum "absolut falschen Zeitpunkt".

Natürlich gebe es umstrittene Punkte und Korrekturen seien im Verlauf der Zeit nötig, jedoch hätten die "Pfarreien der Zukunft" etwa durch eine Synodalversammlung und durch die mandatierten Mitglieder des Rates der Pfarrei dazu die Möglichkeit, betonte Thesing. "Schade, dass wir jetzt auf die Bremse treten müssen." Der Katholikenratsvorsitzende appellierte an alle Beteiligten, die sich voller Tatendrang auf den Weg gemacht hätten, "nicht den Wagenstopp zum Anlass zu nehmen, auszusteigen". "Es wird, es muss weitergehen", erklärte er.

Ackermann hatte im Dezember 2013 eine Synode eingesetzt, um über eine Neuausrichtung des Bistums zu beraten. Im Mai 2016 hatte sie ihr Abschlussdokument "heraus gefordert - Schritte in die Zukunft wagen" verabschiedet. Damals war zunächst eine Schrumpfung auf 60 Großpfarreien vorgesehen, die aber unter anderem wegen einer bestimmten Minimalgröße auf die Zahl 35 korrigiert wurde. Die Reform gilt als umstritten. So hatte sich unter anderem die Initiative "Kirchengemeinde vor Ort" gegründet und zu Protesten aufgerufen.