Genf, Abuja (epd). Nigeria ist nach Angaben des Roten Kreuzes das Land mit den meisten als vermisst registrierten Menschen. Fast 22.000 Kinder und Erwachsene in dem afrikanischen Krisenland seien nicht auffindbar, erklärte der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, am 12. September in Abuja. Viele der Vermissten stammten aus dem gewaltgeplagten Nordosten des Landes, wo die islamistische Miliz Boko Haram seit Jahren die Bevölkerung mit Anschlägen und Entführungen terrorisiert.
Knapp 60 Prozent der Verschwundenen seien noch Kinder gewesen, als sie verschwanden, erklärte Maurer. Für Eltern sei das Verschwinden eines Kindes der schlimmste Alptraum, betonte der Rot-Kreuz-Präsident am Ende eines fünftägigen Besuchs in Nigeria. Das Rote Kreuz helfe bei der Suche nach Vermissten, seit 2013 seien 367 Fälle aufgeklärt worden.
Im Nordosten Nigerias würden viele Familien auch auf der Flucht getrennt. Erschwert werde die Suche nach Vermissten durch mehrfache Vertreibungen: Menschen flüchteten wiederholt, somit verliere sich schnell ihre Spur. Maurer wies darauf hin, dass humanitäre Organisationen aufgrund der anhaltenden Gewalt viele Gebiete im Nordosten Nigerias nicht aufsuchen könnten. Somit könnten sie auch nicht bei der Vermisstensuche helfen.