Rund eine Woche nach seinem Tod ist Simbabwes früherer Präsident Robert Mugabe mit einem Staatsakt in der Hauptstadt Harare geehrt worden. An der Zeremonie in einem Stadion nahmen am 14. September Tausende Bürger sowie etliche amtierende und ehemalige afrikanische Staatschefs teil. Zum Auftakt wurde Mugabes Sarg von einer Ehrengarde des Militärs ins Stadion geleitet und dort aufgebahrt.

Simbabwes aktueller Präsident Emmerson Mnangagwa, unter dessen Führung Mugabe 2017 vom Militär abgesetzt worden war, hielt eine mit Superlativen gespickte Rede. "Unsere revolutionäre Ikone, unser Kriegskommandeur und früherer Präsident, ein afrikanischer Gigant ist gefallen", sagte Mnangagwa.

Menschenrechtsverletzungen

Mugabe sei eine Fackel des Nationalismus, der Einheit und der Freiheit gewesen. Simbabwe trauere um einen großen Sohn und das südliche Afrika um einen großen Frontkämpfer, erklärte Mnangagwa in seiner Ansprache, die keinerlei Hinweise enthielt auf das angespannte Verhältnis, das er und Mugabe zuletzt hatten.

Mugabe war am 6. September im Alter von 95 Jahren gestorben. Er regierte Simbabwe von der Unabhängigkeit des Landes 1980 bis zu seinem Sturz 2017. Wegen seines zunehmend autokratischen Regierungsstils und wegen Menschenrechtsverletzungen stand er im In- und Ausland in der Kritik.

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa dankte Mugabe und dem simbabwischen Volk für die Unterstützung seines Landes im Freiheitskampf. Er erinnerte daran, dass Mugabe der erste Staatschef war, den Südafrikas Freiheitsheld Nelson Mandela nach dem Ende der Apartheid empfing, um sich für materiellen und moralischen Beistand zu bedanken. In seiner Rede entschuldigte sich Ramaphosa für die fremdenfeindlichen Ausschreitungen der vergangenen Woche in Südafrika.

"Moralischer Kompass"

Kenias Präsident Uhuru Kenyatta bezeichnete Mugabe als Verkörperung der panafrikanischen Idee. Jerry Rawlings, Ex-Präsident Ghanas, sagte, Mugabe sei nicht nur ein Lehrer gewesen, sondern ein "eindrucksvoller moralischer Kompass" und verlässlicher Gegner des Neokolonialismus.

Um die Umstände seiner bevorstehenden Bestattung gab es ein tagelanges Tauziehen zwischen Mugabes Familie und der Regierung. Inzwischen haben sich beide Seiten darauf geeinigt, den Leichnam erst in vier Wochen in einem noch zu errichtenden Mausoleum auf dem Heldenfriedhof in Harare beizusetzen. Das hatte die Familie zunächst abgelehnt und auf einer privaten Bestattung in heimatlicher Erde außerhalb von Harare bestanden.

Simbabwes Bevölkerung ist in der Frage der Bewertung ihres Staatsgründers gespalten. Während die einen ihn als Befreier vom weißen Joch und Landesvater sehen, werfen andere Mugabe vor, sein Land ausgeplündert und in den Ruin geführt zu haben. Simbabwes rund 17 Millionen Einwohner leiden seit Jahren unter dem wirtschaftlichen Niedergang. Millionen sind als Arbeitsmigranten in die Nachbarländer geflüchtet, insbesondere nach Südafrika. Das Land belegt im UN-Index menschlicher Entwicklung den 156. Platz und gehört damit zu den 40 ärmsten Ländern der Welt.