Der Künstler Gerhard Richter gestaltet ein Kirchenfenster im Saarland. Am ältesten urkundlich erwähnten Kloster Deutschlands, der Benediktinerabtei Tholey, wurden am 4. September die Entwürfe des weltbekannten Künstlers Gerhard Richter für drei geplante Fenster im Chor der frühgotischen Kirche vorgestellt. Sie sollen bis zur Einweihung der renovierten Tholeyer Abtei im Juni 2020 entstehen.

Abt Mauritius und Frater Wendelinus präsentierten die Darstellungen für die Fenster aus Milchglas und entrollten für einen Tag die Entwürfe in Originalgröße von knapp zwei mal zehn Metern an der Außenfassade der Abteikirche. Abt Mauritius würdigte Richter als den bedeutendsten lebenden Gegenwartskünstler. "Was uns am Herzen liegt, ist, dass wenn die Leute die Richter-Fenster sehen werden, sie Trost finden und Freude haben und die Frohe Botschaft wahrnehmen können", sagte er.

Künstler stellt Entwürfe unentgeltlich zur Verfügung

Der in Köln lebende 87-jährige Künstler Gerhard Richter, der vor zwölf Jahren auch ein Kirchenfenster für den Kölner Dom gestaltete, hat seine Entwürfe unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Sie beruhen auf Abbildungen aus seinem Buch "Patterns" (Muster) aus dem Jahr 2011, "halb abstrakt, halb erzählerisch" - und sehr bunt. Richter wohnte der Enthüllung seiner Fensterentwürfe in Tholey selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht bei.

Er werde wohl auch bei der Einweihung im nächsten Jahr nicht dabei sein können, erklärte er in einem Interview der "Saarbrücker Zeitung". Die Kirche bezeichnete er darin als "der bedeutendste Spender von Heil und Trost" und äußerte den Wunsch, dass man seine Fenster für Gläubige sowie Suchende in Tholey einfach "schön" finden solle.

Mehr Besucher erwartet

Frater Wendelinus als Sprecher der zwölf Mönche aus mehreren Nationen in Tholey erwartet durch das Richter-Fenster einen deutlichen Besucheranstieg. Derzeit besuchten bis zu 50.000 Menschen im Jahr besuchte Klosterkirche. "Zur Kathedrale im benachbarten lothringischen Metz kommen die meisten Menschen ja auch, um dort ein einziges Chagall-Fenster zu sehen."

Die gesamte Renovierung soll laut Abt Mauritius bis zu fünf Millionen Euro kosten. Die drei Richter-Bilder werden nach seinen Entwürfen in den Münchenern Gustav van Treeck-Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei nach einem Sandwich-Verfahren - einer Kombination aus mundgeblasenen Gläsern mit Industrieglas-Oberschicht - gefertigt, wie Geschäftsführerin Katja Zukic mitteilte.