Münster (epd). Mit einer Kundgebung in Münster hat die Fraueninitiative "Maria 2.0" am 6. Juli ihren Protest für mehr Beteiligung und Rechte in der katholischen Kirche fortgesetzt. Etwa 1.500 Frauen und Männer zogen durch die Innenstadt und skandierten "Wir sind Kirche, wir sind hier, gleichberechtigt, Amen". Zu der Kundgebung unter der Überschrift "Viva Maria. Erneuert unsere Kirche" hatte auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aufgerufen.
Die Demonstranten forderten lautstark den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern. Rednerinnen betonten, Reformen in der katholischen Kirche seien längst überfällig. Das "System Kirche" müsse grundsätzlich geprüft und verändert werden, sagte Andrea Qualbrink, Referentin für Strategie und Entwicklung im Bistum Essen. Die Ergebnisse der Missbrauchsstudie seien für viele zum Anlass geworden, ihre Kritik vorzutragen. Es sei erbärmlich, dass es solch einen Anlass brauche.
Viele Menschen fühlten sich gegenwärtig in der katholischen Kirche ausgegrenzt, sagte Monika Eyll-Naton, Pastoralreferentin am Niederrhein, nach Angaben einer Sprecherin. Sie verwies auf Wiederverheiratete, Menschen in konfessionsverbindenden Partnerschaften, Homosexuelle und Transgender.
Die Initiatorin der Bewegung "Maria 2.0", Lisa Kötter, forderte die katholische Kirche auf, sich einzusetzen "für die Würde der Frauen und gegen das Ächzen der Frauen weltweit unter Männergesetzen". Das würde "so ein Zeichen setzen, dass es die Welt aus den Angeln heben würde".
Der stellvertretende Generalvikar des Bistums Münster, Jochen Reidegeld, signalisierte Dialogbereitschaft, mahnte aber auch zu Geduld und Verantwortung gegenüber der "Weltkirche". Für den September kündigten "Maria 2.0" und die kfd weitere Aktionen an. Zu den Forderung der Bewegung gehören neben der Öffnung aller kirchlichen Ämter für Frauen auch die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.
Im Mai hatten Frauen in vielen deutschen Bistümern in einem "Kirchenstreik" ein Woche lang ihre ehrenamtliche Tätigkeit in Einrichtungen der katholischen Kirche eingestellt und keine Kirche betreten. Sie verlangen mehr Gleichberechtigung von Frauen. Ausgangspunkt des Kirchenstreiks war Münster. Die deutschen Bistümer reagierten unterschiedlich auf die Proteste von "Maria 2.0". Viele zeigten sich zurückhaltend oder ablehnend, einige wenige begrüßten den Kirchenstreik ausdrücklich.