Düsseldorf (epd). Der Fotokünstler Boris Becker hat in seinen Aufnahmen teilweise skurrile Formen von Drogenschmuggel und Produktpiraterie dokumentiert. Auf der "Großen Kunstausstellung NRW", die am 29. Juni im Düsseldorfer Kunstpalast eröffnet wurde, ist unter anderem die Fotografie eines Ölbildes zu sehen, das unter Beimischung von Kokain gemalt worden ist. "Das Rauschgift kann aus der Farbe auch wieder zurückgewonnen werden", erläuterte Becker bei der Präsentation der Ausstellung vor der Presse. Ein anderes Bild seiner Werkreihe "Konstruktion" zeigt eine aus Kokain gebaute "Computerfestplatte", die einer echten täuschend ähnlich sieht.
Zu sehen sind außerdem Aufnahmen einer illegal produzierten Spielfigur des "Star Wars"-Helden Luke Skywalker sowie Bilder von gefälschten hellblauen, potenzsteigernden Viagra-Pillen, bei denen es sich in Wirklichkeit um blaubemalte Lutschpastillen des Herstellers "Fisherman's Friend" handelt. Der 1961 in Köln geborene Becker ist in diesem Jahr Preisträger des mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreises der Künstler, der im Rahmen der "Großen" vergeben wird.
Den Förderpreis und ein Preisgeld von ebenfalls 5.000 Euro erhält der 1984 in Aalen geborene Bildhauer Philipp Röcker. Auch er ist mit Arbeiten in der Ausstellung vertreten, die bis zum 4. August insgesamt mehrere Hundert Werke von 121 Künstlerinnen und Künstlern vorstellt. Um die Teilnahme an der seit über 115 Jahren stattfindenden deutschlandweit größten von Künstlern organisierten Ausstellung hatten sich über 700 Künstlerinnen und Künstler beworben, wie Ausstellungsleiter Michael Kortländer sagte.
"Die Große" zeigt sich erstmals im Sommer
Die sonst immer im Winter stattfindende Schau ist in diesem Jahr erstmals im Sommer zu sehen. Außerdem wurde die Ausstellungsdauer von drei auf fünf Wochen verlängert, wie der Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Georg Lohe erläuterte. Nach seinen Worten fördert die Stadt Düsseldorf die traditionsreiche Schau diesmal mit einem Betriebskostenzuschuss in Höhe von 140.000 Euro und einem Ankaufsetat für die städtischen Museen in Höhe von 87.000 Euro.
Die Schau vereine aktuelle Strömungen und Positionen zeitgenössischer Künstler, die im Vorfeld von einer Jury ausgewählt wurden, hieß es. Sie zeige, was in den Ateliers der Landeshauptstadt und der Region in jüngerer Zeit an Kunst entstanden ist. Präsentiert werden Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie, Grafik, Installation, und Video. Erstmals in der Geschichte der traditionsreichen Schau würden auch im Außenbereich des Museums einige Installationen und Objekte ausgestellt, sagte Museumsdirektor Felix Krämer.
Rund 15.000 Besucher erwartet
Er freue sich darüber, "dass Künstler und Künstlerinnen einer Region den Kunstplast besetzen und zu ihrem Haus" machten, betonte der Museumschef. "Die Große" sei für ihn "ein Riesenschatz und ein Glücksfall". Den erwarteten mindestens 15.000 Besucherinnen und Besuchern versprach Krämer, sie könnten in der Ausstellung "viele, viele Entdeckungen über das Kunstschaffen von hier und heute" machen.
Alle Kunstwerke, die im Rahmen der Ausstellung präsentiert werden, sind laut Kortländer käuflich zu erwerben. Das teuerste Werk - eine Wandinstallation bestehend aus rund 350 Einzelbildern - stammt von dem Künstler Dirk Pleyer und kostet 48.000 Euro. Das preiswerteste ist ein Video von Stacey Blatt mit dem Titel "Erasing Trump", das bereits für 100 Euro zu haben ist.
Veranstalter der Kunstausstellung "Die Große" ist der 1898 gegründete Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen. Seit 1902 findet die Schau ohne Unterbrechungen jährlich statt.