Wegen der Ermordung und Vergewaltigung eines achtjährigen Mädchens hat ein indisches Gericht sechs Männer schuldig gesprochen. Ein Angeklagter wurde von dem Gericht in der Stadt Pathankot freigesprochen, wie die "Times of India" (10. Juni) berichtete. Ein weiterer wird nach dem Jugendstrafrecht verurteilt und muss sich in einem getrennten Prozess verantworten. Über das Strafmaß will das Gericht später entscheiden.

Der grausame Tod des muslimischen Kindes im indischen Teil von Kaschmir im Januar 2018 hatte in ganz Indien für tagelange Proteste gesorgt. Der Fall erlangte auch eine politische Dimension, nachdem hindunationalistische Gruppen die Verhaftung der acht Verdächtigen zu verhindern suchten. Die Leiche von Asifa Bano war in einem Wald im von Indien kontrollierten Kaschmir-Tal gefunden worden. Das muslimische Mädchen gehörte zu einem nomadischen Stamm und hatte Pferde in der Gegend bewacht.

Rückendeckung für Täter

Nach Angaben der Polizei wurde das Kind von einer Gruppe hinduistischer Männer verschleppt, mit Drogen ruhiggestellt und über drei Tage hinweg von einer Gruppe von Männern immer wieder vergewaltigt. Das Mädchen wurde später erwürgt und ihr Schädel zusätzlich mit Steinen eingeschlagen. Offenbar sollte der brutale Mord dazu dienen, den Hirtenstamm aus dem Gebiet zu vertreiben.

Der Fall brachte die mehrheitlich muslimische Bevölkerung in Kaschmir auf, nachdem die hinduistischen Angeklagten Rückendeckung von Abgeordneten der regierenden Partei in Neu-Delhi erhalten hatten. Unter den acht Angeklagten sind auch ein pensionierter Regierungsbeamter und vier Polizisten.

Das mehrheitlich muslimische Kaschmir ist seit sechs Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Indien und Pakistan. Separatisten kämpfen seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit von Indien, das mehrheitlich hinduistisch ist. Indien unterhält eine massive Polizei- und Militärpräsenz in dem unruhigen Himalaya-Gebiet. Es kommt immer wieder zu Unruhen und Aufständen.