Brüssel (epd). Der CSU-Politiker Manfred Weber hat sich drei Wochen vor der Europawahl für ein geschlossenes Handeln der Europäer auf der Weltbühne ausgesprochen. Gut gelungen sei dies etwa gegenüber Russland infolge der Besetzung der Krim und des aggressiven Handelns in der Ostukraine, sagte Weber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Falle der Krise in Venezuela habe es bis zur Antwort der EU aber viel zu lange gedauert, urteilte der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP) für das Amt des EU-Kommissionschefs bei der Europawahl. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, Pfarrerinnen und Pfarrer sollten dazu aufrufen, am 26. Mai zur Wahl zu gehen.
Weber plädierte dafür, das Einstimmigkeitsprinzip in der EU-Außenpolitik zugunsten von Mehrheitsentscheidungen abzuschaffen: "Damit Europa seine Interessen und Werte durchsetzen kann." Er machte zugleich klar, dass sich Europas liberale Demokratie in einem Wettstreit befinde. "Der 'European Way of Life', unsere europäische Lebensart, ist unter Druck, weil andere Mächte und Modelle sich atemberaubend schnell entwickeln", sagte der 46-jährige Niederbayer.
Islam "Realität in Europa"
Der erklärte Katholik wies dabei auf Europas christliche Prägung hin. "Viele positive Errungenschaften unseres Kontinents haben mit dem Christentum zu tun, etwa die Ideen von Gleichheit und Freiheit, auch der Glaubensfreiheit, Solidarität, Subsidiarität und Gerechtigkeit, also Kernelemente unserer Demokratie", sagte er. Hinter ihnen stehe die Idee der Menschenwürde.
Der Islam sei "Realität in Europa, Menschen leben diesen Glauben", fügte Weber hinzu. Für die Prägungen des Kontinents stehe er aber weniger grundlegend als das Christentum. "Das ist ein historisches Faktum. Es heißt nicht, dass Muslime einen weniger wertvollen Glauben hätten."
Als EU-Kommissionschef wolle er im Hinblick auf die Religionen "die Bereicherung des Miteinanders in den Mittelpunkt" stellen, kündigte Weber an. "Zweitens müssen wir unsere muslimischen Freunde daran erinnern, dass sie sich im Inneren um Herausforderungen kümmern: Der Terror darf keine Grundlage im Islam haben." Darüber hinaus trete er für einen europäischen Pakt gegen den Antisemitismus ein, der ihm große Sorgen mache. Die EU-Kommission solle ferner die Christen als "weltweit die meistverfolgte Minderheit" in den Blick nehmen.
"Predigten nie parteipolitisch"
Auch in den Zeitungen der Funke Mediengruppe sprach sich der EVP-Spitzenkandidat für einen besseren Schutz von Christen weltweit aus. Die zunehmende religiöse Gewalt wie etwa bei den Anschlägen von Sri Lanka sei schockierend. "Das muss ein absolutes Warnsignal für alle verantwortlichen Politiker sein, sich um dieses Thema zu kümmern", sagte Weber. "Wir brauchen mehr Bereitschaft, den Dialog zwischen den Religionen zu fördern."
Bedford-Strohm verteidigte die politische Dimension von Predigten in den Kirchen. "Die Predigten sollten nie parteipolitisch sein und auch nicht die persönliche Meinung des Pfarrers zur Tagespolitik ausdrücken", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Brüssel. "Aber sie sollen die Grundorientierungen des christlichen Glaubens auch in politischen Dingen zum Ausdruck bringen."
Die Frage, wie die Not der Menschen politisch überwunden werden könne, "das darf nicht nur, das muss auch in den Gottesdiensten vorkommen", sagte der bayerische Landesbischof. Dies gelte auch unabhängig von der Europawahl. Als Beispiel nannte Bedford-Strohm die faktische Einstellung der EU-Mission "Sophia" im Mittelmeer: "Wenn Menschen ertrinken, weil die Seenotrettung abgeschafft wird, dann ist das auch ein Predigtthema." Da es sich bei Europa um ein Friedensprojekt handele, sollten Pfarrerinnen und Pfarrer zur Teilnahme an der Wahl vom 26. Mai aufrufen.