Im Ruhrgebiet steigt die Zahl der Hausärzte und Psychotherapeuten. Seit Ende 2017 wurden 62 von knapp hundert neu freigegebenen Hausarztsitzen im Revier besetzt, wie aus Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Nordrhein und Westfalen-Lippe hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen. Besonders Duisburg und Oberhausen, aber auch Dortmund und Hamm profitierten vom Ende des "Sonderstatus'", der dem Ruhrgebiet bis vor einem Jahr eine geringere Hausarztdichte vorschrieb. Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ, 11. Februar) in Essen hatte zuerst darüber berichtet.

In Duisburg wurden nach Angaben der KV Nordrhein alle zwölf zusätzlichen Sitze als Hausarzt besetzt, in Oberhausen waren es 7 von 7,5. In Essen wird es erst ab Sommer 2020 zusätzliche Hausärzte geben. Im westfälischen Teil des Ruhrgebiets seien bisher 30 Hausarztsitze dazugekommen, 20 davon in Dortmund und Hamm, teilte die KV Westfalen-Lippe mit.

Grund für den Sonderstatus des Ruhrgebiets bei der ärztlichen Bedarfsplanung war, dass dort große Städte quasi nahtlos ineinander übergehen. Der für die Bedarfsplanung zuständige Gemeinsame Bundesausschuss nahm daher an, dass in den Revierstädten im Verhältnis zur Einwohnerzahl weniger Ärzte nötig seien, weil sie nicht wie anderswo Patienten aus dem Umland mitversorgen müssen. Nachdem eine Studie 2017 zu dem Ergebnis kam, dass im Ruhrgebiet mehr Ärzte nötig wären, wurde der Sonderstatus abgeschafft.

Auch Zahl der Psychotherapeuten steigt

Auch die Zahl der Psychotherapeuten steigt. Knapp 80 neue Therapeuten-Zulassungen, um die ein harter Wettbewerb herrscht, entstanden seit Ende 2017 im Ruhrgebiet. Im nordrheinischen Teil des Ruhrgebiets stehen nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein 50 neuen Psychotherapeuten-Zulassungen rund 280 Anträge gegenüber. Im westfälischen Teil des Ruhrgebiets wurden 29,5 neue Sitze geschaffen. Aufgrund der hohen Nachfrage seien derzeit nicht alle Zulassungsbescheide bestandskräftig, da Widerspruch gegen die Entscheidungen des zuständigen Ausschusses eingelegt worden sei, erklärte die KV Westfalen-Lippe.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte der WAZ, die Aufhebung des Sonderstatus bewirke eine verbesserte Versorgung der Menschen im Ruhrgebiet. "Die Sorge vor einem Sogeffekt bei der hausärztlichen Versorgung in die großen Ruhrgebietsstädte zulasten des ländlichen Umlands war nicht unbegründet", betonte der Minister.

Das Ruhrgebiet soll nach dem Ende des Sonderstatus bis 2028 insgesamt 600 zusätzliche Hausarztsitze erhalten. Dabei ist eine schrittweise Anpassung an den Bundesschnitt geplant, und zwar von 2.134 Einwohnern auf 1.671 Einwohner je Hausarzt. Im Moment liegt diese Zahl im Ruhrgebiet bei 2.000. Die nächste Anpassung ist für 2020 geplant.