Die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgeschlagene Grundrente ist nach Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln kein Beitrag zur Bekämpfung der Altersarmut, sondern würde zu neuen Ungerechtigkeiten führen. Von knapp sechs Millionen älteren Menschen mit geringen Renten würden nur 2,8 Millionen von der "Respekt-Rente" profitieren, teilte das IW am 14. Februar in Köln mit. 3,2 Millionen Betroffene gingen leer aus.

Der Arbeitsminister will eine Aufstockung geringer Renten nach 35 Beitragsjahren. Diese Grundrente soll erhalten, wer in der Beitragszeit im Durchschnitt weniger als 0,8 Entgeltpunkte pro Jahr aufweist. Dieses Kriterium erfüllten zwar knapp sechs Millionen Rentner, stellt IW-Forscher Jochen Pimpertz in seiner Studie fest. Mehr als die Hälfte der Betroffenen unterschreite jedoch die geforderten 35 Beitragsjahre um mindestens ein Jahr. Für die Untersuchung legte der IW-Ökonom Zahlen des Rentenversicherungsberichtes 2018 der Bundesregierung zugrunde.

Vor allem westdeutsche Frauen gingen in der Mehrzahl leer aus, hieß es. Von 3,7 Millionen bedürftigen Renterinnen in den westdeutschen Bundesländern kämen nur 1,2 Millionen auf 35 Beitragsjahre und könnten eine Aufstockung beanspruchen. 2,5 Millionen blieben außen vor. In Ostdeutschland würden dagegen 83 Prozent der betroffenen Rentnerinnen von der Respekt-Rente profitieren. Auch bei den Männern bekämen 91 Prozent der bedürftigen Rentner in Ostdeutschland den Zuschuss, im Westen nur 56 Prozent.

"Die Berechnungen zeigen, dass dieses Rentenkonzept weder bedarfs- noch leistungsgerecht ist", erklärte Studienautor Pimpertz. "Es sorgt für mehr Ungerechtigkeiten und kommt nicht bei denen an, die tatsächlich von Altersarmut bedroht sind."