Der Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages, Hans Leyendecker, möchte zum Protestantentreffen besonders auch Menschen einladen, "die sich andernorts einfach nicht gehört fühlen". In der Mitte der Gesellschaft finde eine innere Auswanderung aus der Demokratie statt, weil das Vertrauen in das politische System und ihre Verantwortlichen schwinde, warnte Leyendecker am 14. Februar beim Jahresempfang des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn. Kirchentage gründeten immer in der Überzeugung, dass Christsein und politische Überzeugung zusammengehörten. "Gemeinsam müssen wir gerade auch jetzt in Dortmund die Vertrauenskrise überwinden helfen", unterstrich Leyendecker.

Christen-Pflicht zur Zuversicht

Für Christen gibt es nach Worten Leyendeckers "eine regelrechte Pflicht zur Zuversicht": Zuversicht sei das Gegengift gegen die Lust an der manchmal schon modisch gewordenen Untergangsstimmung. "Wir brauchen vielmehr eine Dafür-Republik. Und ich bin davon überzeugt, dass der Kirchentag dabei helfen kann", betonte der Journalist und Kirchentagspräsident.

Das Kirchentagsmotto "Was für ein Vertrauen" kann nach Worten Leyendeckers eine wichtige Hilfestellung für jeden Einzelnen sein: "Kern dieser Losung ist der lebendige Gott. Mit dem Vertrauen auf ihn fängt alles an." Im Vertrauen auf Gott habe er auch selbst weiterhin Vertrauen in die Menschen: "Angesichts all unserer Sehnsucht nach Gewissheit sollten wir aber auch unsere Zweifel akzeptieren und ernst nehmen. Aber ganz ohne Hass gegen jene, die nicht in unser Weltbild zu passen scheinen", sagte der Kirchentagspräsident.

Leyendecker bekräftigte die Entscheidung, offizielle Vertreter der AfD nicht zu Podien des Kirchentages einzuladen. "Wir dürfen Hassern, Hetzern, Rassisten und Nazis keine Plattform bieten!", sagte er. Trotz Podiumsverbot müsse aber die Auseinandersetzung mit Antisemiten und Rechtsextremisten gesucht und geführt werden - auch auf dem Kirchentag, sagte Leyendecker.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 19. bis 23. Juni in Dortmund steht unter dem Motto "Was für ein Vertrauen". Die Veranstalter erwarten rund 100.000 Dauerteilnehmer.