Die evangelische Kirche in Duisburg äußert sich besorgt über die freie Wera-Gemeinschaft. Die Aussagen ehemaliger Mitglieder dieser Gemeinschaft, die sich selbst als evangelische Freikirche bezeichne, sowie vorliegende Dokumente "lassen uns daran zweifeln, dass die Gemeindeleitung noch auf dem Boden des Evangeliums steht", erklärte der Duisburger Superintendent Armin Schneider am 11. Februar. Aussteiger der Wera-Gemeinschaft hatten sich zuvor hilfesuchend an den evangelischen Ortspfarrer gewandt und von Kontrolle, Druck und Zwang berichtet.

Die evangelische Kirche Duisburg stelle nicht die redliche Christlichkeit des Glaubens der ehemaligen und aktuellen Mitglieder der Wera-Gemeinschaft infrage, unterstrich der Superintendent. "Wir verurteilen jedoch ausdrücklich jede Form von Druck und Zwang, von christlichem Fundamentalismus und geistlichem Machtmissbrauch." Für den Kirchenkreis Duisburg könne es keinen Kontakt zu einer Gemeindeleitung geben, "deren Verkündigung des Evangeliums die Menschen unfrei macht, ausbeutet, in Abhängigkeit führt und das christliche Gottesbild verzerrt".

Konflikt um sektenartige Glaubensgemeinschaft

Auch der Landespfarrer für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche im Rheinland, Andrew Schäfer, hatte zuvor dem Evangelischen Pressedienst (epd) von einem anhaltende Konflikt zwischen der freien Wera-Gemeinde in Duisburg und ehemaligen Mitgliedern berichtet. Dieser Konflikt bedeute für die Aussteiger eine große Belastung. Der Bruch mit der sektenartigen Glaubensgemeinschaft habe für viele der russlanddeutschen Gemeindemitglieder zu großen Spannungen in der Familie und im Freundeskreis geführt, sagte Schäfer. Für Betroffene sei die Gemeinde ein wichtiges soziales Umfeld.

Schäfer verwies darauf, dass der Gemeindeleiter des Wera-Forums Besuchs- und Kontaktverbote für Gemeindemitglieder mit Ausgetretenen und Ausgeschlossenen verhängt habe. Der Landespfarrer kritisierte die sektenartigen Strukturen der Gemeinde und warf dem Gemeindeleiter "geistlichen Missbrauch" vor. Ehemalige Wera-Mitglieder hätten berichtet, der Pastor verlange unbedingten Gehorsam und habe mit Familienangehörigen und Leitungsmitgliedern ein System der Angst und der Überwachung aufgebaut. Eine Chance für die Wera-Gemeinde sehe er nur mit einer anderen Leitung, erklärte der Landespfarrer.

Träger des Duisburger Wera-Forums ist der Verein Evangeliumskirche "Glaubensgeneration". Neben der Duisburger Gemeinde gibt es Tochtergemeinden in Castrop-Rauxel, Wuppertal und Heilbronn.