Im südindischen Kerala hat eine 38-Jährige erstmals einen für Frauen bislang verbotenen Berg bestiegen. Wie indische Medien am 16. Januar berichteten, gelang es Dhanya Sanal, die Spitze des 1.868 Meter hohen Agasthyakoodam zu erklimmen. Sanal, die als Sprecherin für das indische Verteidigungsministerium arbeitet, unternahm die Tour, nachdem im November 2018 das Oberste Gericht des Bundesstaates Kerala Frauen den Aufstieg auf den Berg im Neyyar-Naturschutzpark erlaubt hatte. Die Pionierin erklärte, sie sei auf ihrem Weg zur Bergspitze weder gestört noch behindert worden.

Bislang war Frauen das Besteigen des Berges aus religiösen Gründen verwehrt worden. Dem Glauben nach befindet sich auf der Bergspitze der Sitz des hinduistischen Weisen Agasthya, der ledig ist und durch die Gegenwart von Frauen gestört werden könnte. Frauen durften daher bislang lediglich bis zum Basislager in Athirimala, sechs Kilometer unterhalb der Spitze, wandern. In den kommenden Tagen wollen auch andere Frauen den vormals verbotenen Berg besteigen. Mehr als 100 Frauen haben in diesem Jahr eine Lizenz dafür bei der Verwaltung von Kerala beantragt, die für die Besuchserlaubnis des Naturparks zuständig ist.

Anfang Januar hatten ebenfalls in Kerala zwei Frauen das traditionelle Verbot gebrochen, den dortigen Sabarimala-Tempel zu betreten. Ihr Besuch führte zu tagelangen Unruhen im Bundesstaat. Das Oberste Gericht Indiens hatte allerdings zuvor erklärt, des Frauenverbot des Tempels verstoße gegen die von der Verfassung garantierte Gleichbehandlung von Männern und Frauen.