Bamberg/Würzburg (epd). Frömmigkeit ersetzt nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zwar keine medizinische Schmerzbehandlung, sie könne aber ein "Resilienzfaktor" sein. Religion könne dazu beitragen, Schmerzen anzunehmen und zu verarbeiten, also das Immunsystem der Seele zu stärken, sagte Bedford-Strohm bei der Vorstellung des interdisziplinären Promotionsschwerpunkts "Resilienzfaktoren in der Schmerzverarbeitung" der Universitäten Bamberg und Würzburg am 10. Januar in Bamberg.
In der christlichen Religion habe das Thema Schmerz eine inhaltliche und zentrale Bedeutung, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. Gott selbst habe in seinem Sohn Jesus Christus nämlich "abgründiges Leiden und Schmerzen im Foltertod am Kreuz erlebt". Doch Jesu Leiden sei nicht das Ende gewesen, sondern mündete in eine hoffnungsvolle Perspektive: in die neue Stadt, wie sie die Offenbarung des Johannes beschreibe.
"Jesus trat als Heiler auf, er hat den Menschen nicht Schmerz zugefügt, um sie offen zu machen für Religion." Die in der Kirchengeschichte bekannten Selbstgeißelungen seien eine Perversion von Religion, sagte er: "Schmerz ist kein Selbstzweck." Jesu Gebot der Nächstenliebe fordere, Leidenden zu helfen, das Leid zu überwinden. Dieser Aufgabe stellten sich Klinikseelsorger. Ihre Erfahrung sei, dass "Gott nah am Menschen ist, nah am Schmerz und diesen ertragen lässt".